Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
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Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin, Lithographie von Adolf Kunike, 1820.

Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin ( *16.2. 1727 in Wiener Neustadt, † 26.10 1817 in Wien), war ein österreichischer Botaniker und Chemiker. Im Arkadenhof der Universität Wien wurde ihm zu Ehren 1905 das Denkmal Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin enthüllt.

Leben

Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin wurde am 16. Februar 1727 als Sohn eines bedeutenden Tuch- und Samtmanufakturinhabers in Leyden, Holland geboren. Im Jahr 1744 schloss er sein Jesuitengmynasium ab und studierte an der Universität Löwen Philosophie und alte Sprachen, verließ aber sehr bald wieder die Universität um sich ernsthafter mit den philosophischen Wissenschaften auseinander setzen zu können.

Schließlich ging er nach Leyden zurück und inskribierte an der dortigen Universität die Fächer Medizin und Botanik. Zur Intensivierung seiner medizinischen Ausbildung ging er nach Paris . 1752 folgte er einer Einladung Gerhard van Swietens, eines Freund seiner Familie, nach Wien . Dort beendete er schließlich sein Medizinstudium. Um die kaiserlichen Gärten in Wien mit exotischen Pflanzen zu schmücken, unternahm Jacquin auf Wunsch des Kaisers Franz Stephan von Lothringen eine wissenschaftliche Expedition ins tropische Mittelamerika. Er startete seine Forschungsexpedition am 9. Dezember 1754 und kehrte erst am 17. Juli 1759 mit unterschiedlichen Pflanzen wie Heil-, Nutz- und Giftpflanzen, Ziergewächsen , Kakao usw. nach Wien zurück. Dies war der Beginn unzähliger, weiterer Forschungsreisen, die ihn zum Wegbereiter der Botanik in Österreich machten.

Am 9. Juni 1763 wurde Jacquin als kaiserlich königlicher Berg- und Münzrat sowie Professor des praktischen Bergwesens und der chymischen Lehre nach Schemitz berufen, wo er bis 1768 blieb. 1768 übernahm er Laugiers Lehrstuhl als Professor der Botanik und Chemie an der Universität Wien, damit verbunden war das Amt eines Direktors des neu gegründeten Botanischen Gartens am Rennweg sowie eine Oberaufsicht des kaiserlichen Gartens in Schönbrunn.[1]

Jacquin verstarb am 26. Oktober 1817 in Wien. Er wurde am katholischen Friedhof in Matzleinsdorf beigesetzt, sein Grabstein wurde jedoch in den Botanischen Garten übersiedelt.

Sein von Leopold Schrödl geschaffenes Denkmal im Arkadenhof der Universität Wien wurde am 14. Juni Jahr 1905 feierlich enthüllt.

Weiters wurde ihm ein Wandgemälde am Haus Gerlgasse 1 a im 3. Bezirk gewidmet. Eine Gasse „ Jacquingasse“ im 3. Bezirk in Wien wurde nach ihm benannt.[2] Im Jahre 1977 kam anlässlich Jacquins 250-sten Geburtstages eine Sonderpostmarke heraus.

Auf der Balustrade des Naturhistorischen Museums steht rechts oberhalb des Haupteinganges eine vom französischen Bildhauer Jean Baptiste Gustave Deloye im Jahre 1876 angefertigte Skulptur des Botanikers Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin.[3].

Schaffen

Durch seine umfangreichen Studienreisen in mehrere Länder Westeuropas konnte er sich ein grosses Wissen aneignen. In seinem 1763 erschienen Werk „Selectarum stirpium americanarum historia“ wurden erstmalig fünfzig neue Pflanzengattungen beschrieben. Dieser Band machte Jacquin von einem Tag zum anderen in aller Welt bekannt. Generell zählen seine erschienen Bände zu den größten botanischen Werken in der Geschichte der österreichischen Botanik. In Anlehnung an sein Hauptwerk „ Plantarum rariorum horti caesarei Schönbrunnensis descriptiones“ veranschaulichte Jacquin in einem kleinen Unterrichtsgarten in Schönbrunn das linnésche Pflanzensystem anhand 24 Beete mit 400 Pflanzenarten. Die Einführung und die Verbreitung des linnéschen Pflanzensystems in Österreich kann als großer Verdienst Jacquins gesehen werden. Durch sein Wirken erhielt die Botanik in Österreich einen Höhepunkt. [4] Obwohl Jacquins Hauptinteresse eher der Botanik als der Chemie galt, hatte die Chemie für ihn trotzdem einen hohen Stellenwert. Er führte die Fächer Mineralogie und Dokimastik, welche ein Verfahren zur Analyse von Edelmetallen darstellen, zusätzlich im Chemieunterricht ein. [5].

Werke

  • Enumeratio stirpium plerarumque sponte crescunt in agro Vindobonensi montibusque confinibus 1762.
  • Selectarum stirpium americanarum historia, 1763.
  • Observationes botanicae, 4 Tle., 1764–71.
  • Examen chymicum doctrinae Meerianaede acido pingui et Blackianae de are fixo respectu calcis, 1769, dt. 1770.
  • Hortus botanicus Vindobonensis, 3 Bde., 1770–76.
  • Florae austriacae sive plantarum selectarum in Austriae Archiducatu sponte crescentium icones , 5 Bde., 1773–78.
  • Miscellanea austriaca ad botanicam , chemiam et historiam naturalem spectantia, 2 Bde., 1778–81.
  • Icones plantarum rariorum , 3 Bde., 1781 –86.
  • Anleitung zur Pflanzenkenntnis nach Linnés Methode, 1785, 3. Aufl. 1840.
  • Collectanea ad botanicuam , chemiam et historiam naturalem spectantia, 5 Bde., 1786–96; Oxalis, 1794.
  • Plantarum rariorum horti caesarei Schönbrunnensis descriptiones et icones, 4 Bde., 1797–1804.
  • Fragmenta botanica, 1809. [6]

Literatur

  • Maisel 2007 : Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien 2007.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, herausgegeben von der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1956.
  • Kleindel 1987: Walter Kleindel, Das Grosse Buch der Österreicher, 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten, Wien 1987.
  • Petz 1993: Maria Petz, Der Botaniker Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin und die Einflüsse der botanischen Wissenschaft auf die Kunstströmungen im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus, phil. Dipl. (ms.), Wien 1993.
  • Ginthör-Weinwurm 2008, Iris-Amelie Ginthör-Weinwurm , Die plastische Fassadengestaltung des Naturhistorischen Museums in Wien, eine Palastwand der Evolution, phil. Dipl. ( ms.), Wien 2008.


Weblinks

Einzelnachweise

  1. Petz 1993, S. 8–31.
  2. austria-forum.org
  3. Ginthör-Weinwurm 2008, S. 141.
  4. Petz 1993, S. 75–80.
  5. Rosner 2004, S. 19.
  6. Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Wien 1965, Bd. 3, S. 52 f.

Darstellungen



Nadine Kraus

redigiert von: Katharina Dirnberger