Marie von Ebner-Eschenbach
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (*13. September 1830, Zdislavice, Tschechien, † 12. März 1916, Wien) geborene Freiin (seit 1843 Gräfin) Dubsky, war eine österreichische Dichterin und Literatin und gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. ImArkadenhof der Universität Wien wurde ein Denkmal Marie von Ebner-Eschenbachs 1925 enthüllt.
Leben
Marie von Ebner-Eschenbach wurde am 13. September 1930 als Marie Freiin Dubsky, ab 1843 Gräfin Dubsky, auf Schloss Zdislavice im heutigen Tschechien geboren. Sie war die Tochter von Franz Baron Dubsky und seiner zweiten Ehefrau Baronesse Marie von Vockel, welche das Schloss Zdislavice als Heiratsgut bekam. Bereits kurz nach ihrer Geburt starb ihre Mutter, woraufhin sich die Großmutter Vockel der Kinderpflege annahm. Nach dem Tod der Stiefmutter, ihres Veters dritter Ehefrau, zu der Marie eine gute Beziehung hatte, zog die Schwester des Vaters, Helene von Ebner-Eschenbach ins Familienschloss ein und übernahm die Kindererziehung. Die Anwesenheit der Tante führte auch zu vermehrtem Kontakt zu Maries Vetter, dem 15 Jahre älteren Moritz Ebner-Eschenbach. 1841 heiratete Franz Dubsky bereits in vierter Ehe Xaverine Gräfin von Kolowrat-Krakowsky (1808-1869) eine hochgebildete Frau, die das schriftstellerische Talent ihrer Stieftochter erkannte und förderte. Durch sie lernte Marie v. Ebner-Eschenbach unter anderem Friedrich v. Schiller und Franz Grillparzer kennen.[1]
1848 heiratete sie ihren Vetter Moritz v. Ebner-Eschenbach und zog zu ihm nach Klosterbruck in Mähren, wo er eine Militärakademie leitete. Beide widmeten sich ihren Studien und Arbeiten; die Ehe war zwar glücklich, blieb aber kinderlos. Ab 1856 lebten sie gemeinsam in Wien, und Marie wandte sich ganz der Schriftstellerei zu. In den ersten knapp 20 Jahren schrieb sie vor allem Dramen und war damit nur wenig erfolgreich, was sie stark an sich zweifeln ließ.[2] Mit der Zuwendung zu Dichtung und Romanen stellte sich auch bald der Erfolg ein, der stetig wuchs. Aufgrund der Anlehnung und Schilderung der Lebensumstände und Gegebenheiten der Bevölkerung wurde sie bereits kurz nach ihrem Tod als letzte Chronistin der Monarchie bezeichnet. 1899 starb Moritz Ebner-Ebschenbach, was die Schriftstellerin auch über ihr eigenes Leben sinnen ließ, was sie in ihren Werken und auch in den zahlreichen Briefwechseln mit Freunden und Vertrauten zum Ausdruck bringt.[3] Trotz ihres recht geselligen Lebensstils, schützte sie ihre Privatsphäre vor Fremden Leuten und erlaubte zu Lebzeiten nur Anton Bettelheim als einzigen Publizisten, einblicke in Ihre Tagebücher und Briefe zu nehmen.[4] Zu ihrem 80.Geburtstag gründete sie den Marie von Ebner-Eschenbach Fond zur Förderung herausragender literarischer Werke.[5] Gleichzeitig verfügte sie, dass der Ertrag ihrer verkauften Werke zur Erhaltung des Armenhauses in ihrer Heimat Zdislavice verwendet wurde. Marie von Ebner-Eschenbach starb am 12.März 1916 im Alter von 85 Jahren in ihrer Wiener Wohnung. Nach einer Aufbahrung im Stephansdom wurde ihr Leichnam nach Schloss Zdislavice gebracht, wo sie in der Familiengruft der Dubskys neben ihrem Ehemann bestattet wurde.
Schaffen
Bereits als Kind hatte Marie von Ebner Eschenbach eine blühende Phantasie, was auf ihre Familie eher befremdlich wirkte.[6] Diese extrem entwickelte Vorstellungskraft schildert sie 1897 in ihrem Roman Schattenleben. Ihre aufgeweckte Art entsprach so garnicht dem ruhigen Wesen ihrer Schwester und ihre Phantastereien und Verse stießen bei der Familie auf Widerstand. Erst ihre Stiefmutter Xaverine Gräfin von Kolowrat-Krakowsky erkannte das schriftstellerische Talent ihrer Stiftochter und begann diese zu fördern. In einem Brief an Franz Grillparzer legte sie auch einige Verse Ebner-Eschenbachs bei, die der Literat mit Lob beurteilte.[7] In der großen Bibliothek des Familienschlosses konnte sich die junge Gräfin ihren Studien widmen, da sie wie zu dieser Zeit üblich eine weniger fundierte Ausbildung als ihre Brüder erhielt, was sie ein Leben lang bekritelte. Sie las zahlreiche Roman, dichterische Verse, Dramen und beschäftigte sich auschließlich mit Literatur, die sie speziell interessierte und versuchte sich weiterhin an der Schriftstellerei.[8]
Auch nach der Hochzeit mit ihrem Vetter Moritz von Ebner-Eschenbach im Jahre 1848, gestattete ihr ihr Gatte weiterhin sich dem Schreiben widmen.In den nächsten 20 Jahren verfasste sie mehrere Dramen, da ihr großes Ziel war einmal selbst eine so große Dramatikerin wie Shakespeare zu werden. Doch der Erfolg blieb aus, woraufhin Ebner-Eschenbach im Alter von 40 Jahren an sich selbst zu zweifeln begann. Auf Anraten eines guten Freundes wagt sie erste Versuche in der Dichtung und mit dem Schreiben von Romanen. Mit dem Kurzroman Bozena, der in der deutschen Rundschau abgedruckt wurde, konnte sie 1876 auf sich aufmerksam machen. Ein weiterer Erfolg gelangen ihr mit Lotti, die Uhrmacherin bevor sie 1880 mit ihren Aphorismen endgültig den Durchbruch schaffte. Es folgen weitere zahlreiche schriftstellerische Werke, wie ihre wohl bekannteste Novelle Krambambuli die bereits mehrere Male verfilmt wurde. Auch Das Gemeindekind, welches 1887 erstmals erschien wurde bis heute immer wieder aufgelegt. In ihrem Werk, das dem kritischen Realismus zugeordnet wird, setzt sich Ebner-Eschenbach besonders mit sozialen Fragen ihrer Zeit auseinander. Auch auf die gesellschaftlichen Situation von Frauen macht sie immer wieder aufmerksam.
Schriften und Werke
Eine Auswahl der zahlreichen Schriften und Werke der Marie von Ebner-Eschenbach:
- Aus Franzensbad, 1858
- Maria Stuart in Schottland, 1860
- Doctor Ritter, 1869
- Bozena, 1876
- Aphorismen, 1880
- Lotti, die Uhrmacherin, 1880
- Die Freiherren von Gemperlein, 1881
- Krambambuli, 1883
- Das Gemeindekind, 1887
- Unsühnbar, 1890
- Glaubenslos?, 1893
- Das Schädliche, 1894
- Aus Spätherbsttagen, 1901
- Meine Kinderjahre, 1906
- Unverbesserlich, 1910
Auszeichnungen und Würdigungen
Die wichtigsten Ehrungen der Dichterin:
- 1898 Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft (höchster ziviler Orden.
- 1900 wurde ihr anlässlich ihres 70. Geburtstages als erster Frau der Ehrendoktor für Philosophie der Universität Wien verliehen.
- 1909 Ehrenmitglied der Schillerstiftung
- 1910 Elisabethorden 1. Klasse
- 1923 - 1925 wurde auf Anregung von Anton Bettelheim eine Gedenktafel gestiftet und im Arkadenhof der Universität Wien aufgestellt. Bis heute ist sie die einzige mit einem Denkmal namentlich gewürdigte Frau an diesem Ort.
Literatur
- Alkemade 1935: Alkemade Mechthild, Die Lebens- und Weltanschauung der Freifrau Marie von Ebner-Eschenbach, Graz - Würzburg 1935.
- Bettelheim 1920: Bettelheim Anton, Marie von Ebner-Eschenbach. Wirken und Vermächtnis, Leibzig 1920.
- Bramkamp 1990: Bramkamp Agatha C., Marie von Ebner-Eschenbach, the author, her time, and her critics, Bonn 1990.
- Polheim 1994: Polheim Karl Konrad (Hg.), Marie von Ebner-Eschenbach. Ein Bonner Symposion zu ihrem 75.Todesjahr, Bern 1994.
- Schönfeldt 1997: Schönfeldt Sybil Gräfin, Marie von Ebner-Eschenbach, Stuttgart 1997.
- Toegel 1997: Toegel Edith, Marie von Ebner-Eschenbach, Leben und Werk, New York 1997.
- Wintersteiner 1989: Wintersteiner Marianne, Ein kleines Lied, wie fängt's nur an... Das Leben der Marie von Ebner-Eschenbach, eine erzählende Biografie, Heilbronn 1989.
- Zsigmond 1999: Zsigmond Anikó, Marie von Ebner-Eschenbach. Das Frauenbewusstsein einer österreichischen Aristokratin, Dissertation (PhD), Budapest 1999.
Weblinks
- Biografie und Auflistung der Werke von Marie von Ebner-Eschenbach [1]. In: ARIADNE-Projekt der Österreichischen Nationalbibliothek [2], abgerufen am 14. Jänner 2014.
- Biografie und Literatur von Marie von Ebner-Eschenbach [3], abgerufen am 15. Jänner 2014.
- Eintrag zu Marie von Ebner-Eschenbach, In: Austria-Forum [4], abgerufen am 18. Jänner 2014.
- Nachricht über den Tod von Marie von Ebner-Eschenbach, In: Neues Wiener Journal, Nr.8035, 13.3.1916, S.2, Sp.3.[5], abgerufen am 17. Jänner 2014.
- Nachruf für Marie von Ebner-Eschenbach, In: NFP, Nr.18520, 13.3.1916, S.8, Sp.1.[6], abgerufen am 13. Jänner 2014.
Einzelnachweise
Darstellungen
Julia Guger
redigiert von: Katharina Dirnberger