Josef Unger

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
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Joseph Unger, Lithographie von Josef Kriehuber, 1861, ©ÖNB.

Joseph Unger (*02.07.1828 in Wien; † 02.05.1913 ebd.) war ein österreichischer Politiker und Jurist.

Leben

Josef Unger wurde in Wien geboren und lebte am Heumarkt, an der Tuchlauben sowie in der Kantgasse 3 und besuchte das Akademische Gymnasium in Wien.

Er studierte in Zürich Philosophie (Dr.phil 1850) sowie an der Universität Wien Jura (Dr.jur. 1852; Habilitation 1853). Als außerordentlicher Professor wurde Unger 1853 nach Prag und 1856 nach Wien zurück berufen. Dort wurde er im folgenden Jahr zum ordentlichen Professor ernannt. Er war bereits seit 1850 assistierender Bibliothekar an der Universitätsbibliothek und zuvor an Hofbibliothek. Nach seinem Tod vermachte er der Universität seine juristische Bibliothek.[1]

Ab 1867 strebte Joseph Unger eine politische Laufbahn als Abgeordneter im Reichsrat an, ab 1869 war er auf Lebenszeit Mitglied im Herrenhaus. Im Kabinett Auersperg besaß er, wie der Jurist Julius Glaser, einen Ministerposten, jedoch ohne Portefeuille. [2] Josef Unger vertrat die Reformen vor dem Parlament, da er dafür bekannt war, besonders redegewandt zu sein. So brachte er unter anderem 1873 eine neue Strafprozessordnung vor.[3] Des Weiteren wurde er ab 1881 Präsident des Reichsgerichts. Das Reichsgericht war der Vorläufer des heutigen Verfassungsgerichtes und der Präsident wurde vom Kaiser ernannt.[4]

Nach seinem Rücktritt als Minister ging Josef Unger zurück an die Universität Wien und lehrte weiterhin als Professor an der juristischen Fakultät. Nach eigenen Aussagen war es ihm ein großes Anliegen, die Wissenschaft zu fördern, die das "Höchste und Ehrenwerteste im Leben" sei. [5]

In jungen Jahren engagierte sich Unger politisch bei den Revolutionären um Adolf Fischhof. Diese Tätigkeit wurde ihm später jedoch nicht zum Verhängnis in der Zusammenarbeit mit den Konservativen, da er seinem Motto „Für Kaiser und Reich, für Verfassung und Freiheit!“[6] treu blieb und sich immer für eine Rechtsstaatlichkeit eingesetzt hat.

Im Jahr 1852 trat Unger nach dem Tod seines Vaters vom jüdischen zum katholischen Glauben über. Er heiratete Emmy Worms, eine Baronin aus liberalem großbürgerlichen Milieu. Dadurch wurde er zum Schwager des Zivilrechtlers Josef Schey.[7]

Unger ist auf dem israelitischen Teil des Zentralfriedhofs in Wien bestattet worden.

Schaffen

Neben dem Verfassen der Sammlung von zivilrechtlichen Entscheidungen des k. k. obersten Gerichtshof im Jahr 1859, zusammen mit Julius Glaser, zählt die Begründung der wissenschaftlichen Behandlung des österreichischen Zivilrechts zu seinen Haupterrungenschaften. Unger war als Vertreter der liberalen Politik maßgeblich an der Wahlrechtsreform beteiligt.[8]

Es ist zu erwähnen, dass Josef Unger nie als Jurist tätig war, obwohl er sich zeit seines Lebens immer für die Vereinbarkeit von juristischer Theorie und Praxis eingesetzt hat.[9]

1894 wurde er zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt.[10]

Werke

  • Die Ehe in ihrer Welthistorischen Entwicklung (Wien, 1850)
  • Über Wissenschaftliche Behandlung des Österreichischen Gemeinen Privatrechtes (Wien, 1853)
  • Der Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Königreich Sachsen (Wien, 1853)
  • System des Oesterreichischen Allgemeinen Privatrechts (Leipzig, 1856-64)
  • Die Rechtliche Natur der Inhaberpapiere (Wien, 1857)
  • Der Revidierte Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Königreich Sachsen (Wien, 1861)
  • Sammlung zivilrechtlicher Entscheidungen des obersten Gerichtshofes in Wien, (Wien, 1859)
  • Zur Lösung der Ungarischen Frage (Wien, 1861)
  • Die Verlassenschaftsabhandlung in Österreich (Wien, 1865)
  • Zur Reform der Wiener Universität (Wien, 1865)
  • Die Verträge zu Gunsten Dritter (Jena, 1869)
  • Schuldübernahme (Wien, 1889)
  • Handeln auf Eigene Gefahr (Jena, 1891)
  • Handeln auf Fremde Gefahr (Jena, 1894)
  • Bunte Betrachtungen und Bemerkungen. Mosaik, Eine Sammlung von Aphorismen, Akadem. Verlagsges. (Leipzig 1911)

Einzelnachweise

  1. Meissel 2013, S.4.
  2. Czeike 2004, Band 5, S. 505.
  3. Meissel 2013, S.2.
  4. ebd.
  5. Meissel 2013, S.5.
  6. Meissel 2013, S.2.
  7. Meissel 2013, S.3.
  8. austria-forum.org
  9. Meissel 2013, S.3-4.
  10. Czeike 2004, Band 5, S. 505.

Literatur

Weblinks

Darstellungen

Posthum wurde 1928 eine Porträtbüste zu Ehren Ungers im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt. Die zwischen 1893-94 geschaffene Büste stammt von dem Bildhauer Kaspar Clemens Eduard Zumbusch.


Verena S. Göbel, Sarah Lange, Sophie Scheffner