Ignaz Seipel
Ignaz Seipel (* 19.7.1876 in Wien XV.; † 2.8.1932 in Pernitz, Niederösterreich) war ein katholischer Theologe und Politiker. Ihm zu Ehren wurde ein Denkmal vom Künstler Josef Engelhart, im Arkadenhof der Universität Wien errichtet.
Leben
Der Priester und Lehrer
Ignaz Seipel wurde am 19. Juli 1876 in der Märzstraße 42 in Wien XV. geboren. Er absolvierte das Studium der Theologie an der Universität Wien. Am 23. Juli 1899 wurde er zum Priester geweiht. Danach war Seipel als Priester in Niederösterreich tätig, später auch als Seelsorger. Ab 1902 unterrichtete er an der Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien. Im Jahr darauf schloss er sein Studium mit dem akademischen Grad "Dr. theol.". Von 1902 bis 1904 war er Pfarrvikar in der Karmerliterkirche in Wien II. 1908 erfolgte seine Habilitation an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien. Von 1909 bis 1917 hatte Seipel eine Professur für Moraltheologie an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Salzburg inne. Ab 1918 an der Universität Wien.[1]
Der Politiker
1918 wurde er zum Geheimen Rat ernannt und leitete das k.k. Ministerium für öffentliche Arbeiten und soziale Fürsorge unter dem "Liquidationskabinett" Lammasch. 1919 bzw. 1920 war er Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung. Von 1921 bis 1930 war Seipel Obmann der Christlichsozialen Partei, von 1920 bis 1932 Mitglied des Nationalrats. Von 1922 bis 1924 übte er das Amt des Bundeskanzlers aus. Diese Tätigkeit war geprägt von der eigenen Überzeugung, dass die Erste Republik lebensfähig sei. So versetzte er Europa in helle Aufruhr, indem er mit der Tschechoslowakei eine Kleine Entente und mit Italien gar eine Zoll- und Staatsunion forcierte. 1922 gelang es ihm mit Hilfe der "Genfer Protokolle", die Österreich eine Anleihe des Völkerbundes gewährten, den Staatshaushalt Österreichs zu stabilisieren. Die Währungsreform von 1924, die den Schilling einführte, läutete das Ende der Inflation ein. Es gilt als Seipels Verdienst, Österreich eine neutrale Ausrichtung auf internationaler Ebene zu geben und damit die Existenzkrise der Ersten Republik, wenige Jahre nach deren Gründung, zu überwinden.
Am 1. Juni 1924 wurde ein Attentat auf ihn verübt, bei dem er so schwer verletzt wurde, dass er im November desselben Jahres als Bundeskanzler abdankte. Die Obmannschaft über die Christlichsozialen behielt er allerdings. Von 1926 bis 1929 war er erneut Bundeskanzler. Diese Amtsperiode war geprägt von der Förderung der Heimwehr ab Juli 1927, die zur Bekämpfung der Sozialdemokraten beitragen sollte. Die Sozialdemokraten erklärten ihn daraufhin zum Feindbild. Innenpolitisch geriet er immer mehr in Bedrängnis, weil er die Christlichsozialen, Großdeutsche sowie Landbund in die "antimarxistische Einheitsfront" zusammenführte. Das Amt des Außenministers, dass Seipel kurzzeitig ab 1930 bekleidete, markierte schon das Ende seiner politischen Laufbahn. Im Mai 1931 wurde er zwar nochmals mit der Regierungsbildung betraut, um den Staatsnotstand, der durch die Weltwirtschaftskrise und die auch damit verbundenen Schwierigkeiten der Creditanstalt bedingt war, abzuwenden, scheiterte jedoch.
Von einer Krankheit, die ihn bei einer Reise nach Palästina 1932 befiel, erholte er sich nicht mehr. Er starb noch im selben Jahr, nämlich am 2. August, in Pernitz, Niederösterreich. Er wurde in einem Ehrengrab im Zentralfriedhof, Grab 14C, Nr. 7 beigesetzt.[2]
Schaffen
Ignaz Seipel war Theologe und streitbarer Politiker.
Schriften (Auswahl)
- Dissertation über die Trinitätslehre Hermann Schells, vor 1903.
- Die Lehre von der göttlichen Tugend der Liebe in des Petrus Lombardus Büchern der Sentenzen und in der Summa theologica des. hl. Thomas von Aquin, in Katholik, 1906.
- Die wirtschaftsethischen Lehren der Kirchenväter, 1907. (Habilitationsschrift)
- Beim euchatistischen Gott, 1909.
- Kinderaszese, 1911.
- Die Aszese im Leben der studierenden Jugend, 1912.
- Das Lehrbuch der Moral für Mittelschulen, 1912.
- Nation und Staat, 1917.
- Grundgedanken zur österreichischen Verfassungsreform, 1917.
- Die Bedeutung des neuen kirchlichen Rechtsbuches für die Moraltheologie, 1918.
- Der Kampf um die Österreichische Verfassung, 1930.
- Der christliche Staatsmann, 1932.
Literatur (Auswahl)
- Czeike 2004: Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien, 5, Wien 2004.
Einzelnachweise
Weblinks
Darstellungen
Redigiert: Elena Koren SoSe 2014