Franz Serafin Exner
Franz Serafin Exner (*24. März 1849 in Wien, † 15. November 1926 ebenda) war ein österreichischer Physiker. Sein Denkmal befindet sich im Arkadenhof der Universität Wien.
Leben
Franz Serafin Exner kam als jüngstes von fünf Kindern (darunter der älteste Adolf Exner), der Eltern Franz Serafin Exner und Charlotte Dusensy, zur Welt. Sein Vater war von 1831 bis 1848 Professor für Philosophie in Prag und seit 1848 Ministerialrat im Unterrichtsministerium in Wien und einflussreicher Reformer des österreichischen Unterrichts- und Universitätswesens, der die österreichische Bildungspolitik nachhaltig beeinflusste.[1] Sehr bald schon verstarben die Eltern, und die Kinder waren unter Obhut von Verwandten und Bekannten mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Franz Serafin Exner absolvierte das Gymnasium in Wien in den Jahren 1860-1867, wo er sich vor allem für die Naturwissenschaften, Altgriechisch und Latein interessierte. Im Herbst 1867 begann er sein Studium der Physik an der Universität Wien unter den Professoren Stefan, Loschmidt und Lang. In seinem zweiten Studienjahr musste Exner den Militärdienst verrichten, was er auch als Reserveoffizier als Qual empfand.[2]
Das Jahr danach verbrachte er in Zürich, wo sein Bruder Adolf Exner römisches Recht lehrte, und lernte den wissenschaftlichen Betrieb in größerem Maßstab kennen. Außerdem lernte er in Zürich bedeutende Menschen aus allen Fachgebieten kennen, darunter auch Gottfried Keller, Wilhelm Röngten und Gottfried Semper. 1870 verbrachte Exner wieder in Wien, 1871 wurde er zum Doktor promoviert. Wenig später kehrte er zu seinem züricher Professor Kundt zurück, der sich mittlerweile in Würzburg befand, und nahm eine Assistentenstelle an. Er folgte Kundt 1872 auch an die Universität Straßburg wo er ein Jahr lang bleiben sollte. Als Exner im darauffolgenden Jahr nach Wien zurückkehrte, habilitierte er sich 1874 und trat eine ausgedehnte Italienreise an. Späterim Jahr wurde er Assistent von Lang und übernahm eine Honorardozentur an der Hochschule für Bodenkultur. 1877 heiratete Exner Auguste Bach, die ihm zwei Töchter schenkte, jedoch schon nach zwei Jahren einer schweren Krankheit erlag. In seiner Trauer wurde Exner von Frederike Schuh unterstützt, die er anschließend auch heiratete.
1879 wurde Exner Extraordinarius und begann damit die wissenschaftlich fruchtbarste Zeit seines Lebens. 1883 übernahm er die Redaktion von "Repertorium der Experimentalphysik", 1885 wurde der von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zum korrespondierenden Mitglied ernannt,im Winter 1888/89 reiste er im Auftrag der Akademie der Wissenschaften nach Ägypten und Indien um dort luftelektrische Messungen anzustellen. Im Jahr 1891 wurde er nach dem Tod von Josef Loschmidt dessen Nachfolger und erreichte damit im Alter von 43 Jahren das Ordinariat. Nach der Übernahme des Instituts durch Exner, sprossen die jungen Wissenschaftler aus dem Boden, unter Exners Schülern befanden sich F.M.Exner, W.Schmidt, die Meteorologen wurden, K.W.F.Kohlrausch, E.Schweidler und E.Schrödinger. Ein Großteil Exners Schüler waren später selbst an der Universität Wien tätig und wurden zu bedeutenden Wissenschaftern.
1907 erreichte Exner den Höhepunkt seiner Karriere, als er Rektor Magnificus wurde. In den kommenden Jahren wurde in die Errichtung neuer Institute und Forschungszweige investiert, deren Ergebnis Exner aufgrund des Weltkrieges jedoch nicht miterleben konnte. Dem Krieg an sich war Exner kritisch gesonnen, in den Kriegsjahren an denen das Institut nicht zu verwenden war, schrieb er ein Buch über die physikalischen Grundlagen der Naturwissenschaften. 1920 musste Exner auf Grund seines hohen Alters vom Lehramt zurücktreten, in seiner neu gewonnenen Zeit begann er ein groß angelegtes Werk zu schreiben, welches er "Vom Chaos zur Jetztzeit" betitelte. Wenige Jahre vor seinem Tod traf Exner ein Schicksalsschlag; durch eine Blutung im Gehirn erblindete er plötzlich, obgleich die Sehkraft langsam zurückkehrte, blieben seine geistigen Fähigkeiten getrübt. Franz Serafin Exner fand am 15. November 1926 nach langer Krankheit den Tod.[3]
Schaffen
Franz Serafin Exner wird von seinen Schülern als ein vielseitiger, hochgebildeter und kultivierter Physiker mit starken Visionen beschrieben. Er war Pionier in zahlreichen Gebieten der modernen Physik. Das Werk Exners lässt sich vier Fachgebieten zuordnen: Elektrizitätserzeugung durch galvanische Elemente, Luftelektrizität, Spektralanalyse und Farbentheorie. In der Zeit von 1877- 1894 beschäftigte sich Exner vor allem damit, nachzuweisen dass die Elektrizitätserzeugung in galvanischen Elementen durch chemische Vorgänge hervorgerufen wird. Im Laufe der Untersuchungen kam es auch zu heftiger Polemik mit dem Physikochemiker W.Oswald.
Wesentlich bedeutender ist Exners Arbeit auf dem Gebiet der Luftelektrizität, für die er auch viele seiner Schüler begeistern konnte und die für die Arbeiten Elsters und Geitels grundlegend war. Für die Spektralanalyse interessierte sich Exner im Zusammenhang mit Meteoriten. Es galt die Meteoriten auf ihre chemischen Bestandteile zu untersuchen, dafür eignete sich die Spektralanalyse. Doch schon nach wenigen Versuchen kam Exner zu dem Schluss, dass es zu wenig Vergleichswerte der Elemente gab, weshalb er das Projekt begann, ein Verzeichnis der Wellenlängen aller Elemente anzulegen. Innerhalb weniger Jahre hatte er eine Katalog mit über 100.000 Spektrallinien erstellt, doch beließ er es dabei und untersuchte die Meteoriten nicht mehr.
Ab 1902 berichtete er in neun Abhandlungen über seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Farbenlehre. Bis es sein mangelndes Sehvermögen nicht mehr zuließ, versuchte er die Konsequenzen der Young-Helmholtzschen Farbentheorie zu überprüfen und etwaige Einwände auszuräumen. Diese Arbeit verwickelte Exner in eine Kontroverse mit dem Experimentalpsychologen Franz Hillebrand.[4]
Obgleich Exner keinerlei "Jahrhundertentdeckungen" machte, war seine Arbeit auf vielen Gebieten jedoch unerlässlich, räumte sie doch so manchen Zweifel aus und fixierte Theorien. Des Weiteren ist Exners Tätigkeit als Lehrer sehr wichtig, seine Schüler verehrten ihn für seine mitreißenden Vorlesungen, seine Sachlichkeit und seiner Persönlichkeit. Exners Schüler zählten in den Jahrzehnten nach Exners Tod, zu den führenden Wissenschaftern und erwarben auch internationalen Ruhm (Schweidler und Schrödinger erhielten beide den Nobelpreis).
Schriften
- "Über die Härte an Kristallflächen" 1873, Auszeichnung mit dem Baumgartner-Preis.
- Zeitschrift Repertorium der Physik
- Vorlesungen über Elektrizität: gehalten an der Universität zu Wien 1888.
- "Studien zur chemischen Theorie des galvanischen Elementes" 1888.
- "Über die ultravioletten Funkenspectra der Elemente 1 - 6" 1895.
- "Über die ultravioletten Funkenspectra der Elemente. 7 - 12" 1897.
- Neun Abhandlungen über die Farbentheorie 1902.
- "Über Gesetze in Naturwissenschaft und Humanistik" 1908.
- "Der schlichten Astronomia I. und II. Theil" 1908.
- "Die Spektren der Elemente bei normalem Druck 1-3" 1911.
- "Einige Versuche und Bemerkungen zur Farbenlehre" 1918.
- Vorlesungen über die physikalischen Grundlagen der Naturwissenschaften 1919.
- "Zur Kenntnis des Purkinje'schen Phänomens" 1919.
- "Vom Chaos zur Jetztzeit (auch zur Gegenwart)" 1923.
Literatur
- Hans Benndorf: Gedenkrede auf Franz Serafin Exner, aus Anlass der Enthüllung seines Denkmals in der Wiener Universität. Wien 1937.
- Berta Karlik, Erich Schmid: Franz Serafin Exner und sein Kreis. Ein Beitrag zur Geschichte der Physik in Österreich. Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Wien 1982.
Einzelnachweise
Weblinks
- Wikipedia Eintrag zu Franz Serafin Exner, 17.01.14
- Teilnachlass Exners an die Österreichische Akademie der Wissenschaften, 17.01.14
Darstellungen
Das Denkmal Franz Serafin Exner von Michael Powolny 1937 im Arkadenhof der Universität Wien aufgestellt.