Denkmal Rudolf Pöch

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
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Gustav Schütz, Denkmal: Rudolf Pöch, Universität Wien, Arkadenhof.
Lage des Denkmals, Nr. 109, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.
Gustav Schütz, Denkmal: Rudolf Pöch, Signatur, Universität Wien, Arkadenhof.
Gustav Schütz, Ehrengrab am Zentralfriedhof für Rudolf Pöch.
Gustav Schütz, Ehrengrab am Zentralfriedhof für Rudolf Pöch, Porträt.
Gustav Schütz, Ehrengrab am Zentralfriedhof für Rudolf Pöch, Signatur von Gustav Schütz.
Rudolf Pöch als Spitalsarzt Zeichnung von Olga Prager.

Das Denkmal für den Mediziner und Anthropologen Rudolf Pöch (1870-1921) wurde von dem Künstler und Kunstmäzen Gustav Schütz (1865 -1939) angefertigt und am 4. März 1933 im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt.

Beschreibung

Das Denkmal für Rudolf Pöch befindet sich am elften Pfeiler in der rechten Arkadenhalle des Arkadenhofes der Universität Wien (Maisel 2007, Nr. 109)[1] Es ist als rechteckige Plakette aus Bronze im Hochformat angelegt und auf einer ebenso hochrechteckigen bemalten Metalltafel, die rötlichen Marmor fingiert, angebracht. Die oberen zwei Drittel der Porträtplakette geben das Porträtrelief des Ethnologen wieder, das untere Drittel beinhaltet die dazugehörige, in deutscher Sprache verfasste Inschrift. Das Porträtrelief des Dargestellten wird medaillonartig von einem einfachen, hochovalen Rahmen hinterfangen, der in die Bronzeplatte versenkt ist. Der Professor wird darin im scharfen Profil in einem sehr flach gehaltenen Relief bis zum Halsansatz präsentiert. Die Denkmalsinschrift ist auf die Wiedergabe wesentlicher Informationen beschränkt, neben dem Namen des Professors, sind seine Tätigkeit als Professor der Anthropologie und Ethnographie sowie seine Lebensdaten (1870 - 1921) angeführt. Die Schlichtheit der Darstellung wird auch in der Wiedergabe der Inschrift deutlich, die als Flachrelief ohne goldene Einfassung gestaltet wurde. Die Signatur des Künstlers Gustav Schütz findet sich in dem Denkmal für Pöch gleich zweimal: die Signatur "G. Schütz" findet sich sowohl an der Linken Seite der Bronzetafel eingeritzt, also auch am Halsansatz der Porträtdarstellung Pöchs, wo der Künstler sich lediglich mit seinen Initialen G.S und der Jahreszahl 1922 verweigt hat.

Auffallend an diesem Denkmal ist die sehr zurückhaltende, schlichte und beinahe puristisch anmutende Gestaltung der Plakette mit dem dazugehörigen Porträtrelief und der sehr reduzierten Inschrift. Die einzige Akzentuierung des Denkmals bildet die, einen rötlichen Marmor fingierende und die Bronzeplakette tragende Platte, die dieser gleichsam als Rahmung dient. Auf jegliche Effekte der Überhöhung des Dargestellten, mittels Lorbeerzweigen oder dekorativ-ornamentaler Verzierungen wurde allerdings zugunsten einer schmucklosen und formal reduzierten, klaren Plakette verzichtet.

Notizen zur dargestellten Person

Rudolf Pöchs Forschungsinteressen waren interdisziplinär ausgerichtet. Er arbeitete zunächst als als Facharzt für interne Medizin, in späterer Zeit war er vorwiegend als Anthropologe und Ethnograph tätig. Bekanntheit erlange Pöch aufgrund seiner zahlreichen Forschungsreisen, auf denen er sich zur Dokumentation seiner anthropologischen Untersuchungen, der zu seiner Zeit modernsten Medien, wie etwa der Fotografie, der Kinematographie sowie der Tondokumentation bediente, weshalb er als ein Pionier des Dokumentarfilms angesehen wird. An der Universität Wien begründete Pöch zudem das Institut für Anthropologie und Ethnographie.

Entstehungsgeschichte

Um das Andenken an den 1921 verstorbenen Professoren Rudolf Pöch zu wahren, wurde von einem Denkmalkommittee der Anthropologischen Gesellschaft etwa zehn Jahre nach dessen Ableben ein Ansuchen um eine Denkmalserrichtung an das Professorenkollegium der Philosophischen Fakultät der Universität Wien gestellt.[2]. Nachdem von jenem Professorenkollegium der Beschluss zur Errichtung eines solchen Denkmals für Rudolf Pöch in den Arkaden der Universität Wien gefasst wurde, erfolgt am 8. Juni 1931 die Antragstellung des Dekans an den akademischen Senat. [3] Dieser erteilt bereits am 12. Juni seine Zustimmung zur Denkmalserrichtung und gibt den Auftrag, sich diesbezüglich baldmöglichst mit der artistischen Kommission in Verbindung zu setzen. [4] Kurz darauf wird bereits Kontakt mit dem Obmann des Denkmalkomitees, dem Vorstand des anthropologischen Instituts, Univ. Prof. Weninger hinsichtlich einiger Fragen der formalen Gestaltung des Denkmals aufgenommen. [5] Dieser informiert im Februar des darauffolgenden Jahres über die Existenz einer Gedenktafel für Rudolf Pöch, die von dem Künstler und engen Freund Pöchs, Gustav Schütz gestaltet wurde. Den Gipsabguss in Originalgröße möchte man der artistischen Kommission zur Begutachtung vorlegen. [6]

Bei der bereits existierenden, von Gustav Schütz angefertigtn Gedenktafel muss es sich, gleichwohl dies nicht erwähnt wird, um die großformatige Tafel am Ehrengrabmal Pöchs auf dem Wiener Zentralfriedhof handeln. Dies beweist auch die auf der Ehrentafel am Zentralfriedhof angebrachte Inschrift am Halsansatz des Profils von Pöch, die das Monogramm "G. S. 1922" erkennen lässt. Kurze Zeit nach der Besichtigung des Gipsabgusses von der Tafel mit dem Porträt Pöchs, stimmt die artistische Kommission der Anbringung einer in dieser Art gestalteten Gedenktafel zu.[7] Für das Denkmal Rudolf Pöchs wird somit das von Gustav Schütz bereits zehn Jahre zuvor für seine Grablege gestaltete Porträtrelief herangezogen, auch das Format des Profilreliefs bleibt im Vergleich zur Grabestafel unverändert. Hinsichtlich der Anbringung der Gedenktafel innerhalb des Arkadenhofes, werden mehrere Skizzen angefertigt, letztendlich fällt die Entscheidung für die Positionierung der Tafel in unmittelbarer Nähe zu der damaligen Stiege zum medizinischen Dekanat, in deren Umgebung ebenso die Gedenktafel für den Gynäkologen Rudolf Chrobak sowie das Denkmal für Jakob Schipper, dessen Fachgebiet auch die Medizin miteinschloss, angebracht wurden.[8]

Die Enthüllung des Denkmals für Rudolf Pöch fand am 4. März im Jahre 1933, und damit an seinem 12. Todestag statt. [9] Interessant erscheint, dass im Zuge er Festrede der Denkmalsenthüllung, Rudolf Pöch für seine Leistungen in beiden seiner Fachgebiete geehrt wurde. In seiner Ansprache würdigte sein Nachfolger, Josef Weninger, Pöch als herausragenden Anthropologen. Demgegenüber hob Univ.-Prof. Dr. Heinrich Reichel von der Medizinischen Fakultät die medizinischen Leistungen Rudolf Pöchs hervor.[10]

Vergleich und kunsthistorische Analyse des Denkmals

Indem die im Arkadenhof befindliche, Rudolf Pöch ehrende Plakette sich als eine Kopie der Porträtdarstellung von Pöchs Ehrengrabmal herausstellt, markiert sie bereits eine Ausnahme unter den Denkmälern des Arkadenhofes, die größtenteils dezidiert für den universitären Kontext angefertigt wurden oder aus privatem Besitz an die Universität übergeben wurden. Die eigentliche Memorialplakette wird somit von einem ursprünglichen sepulkralen Kontext in einen Rahmen eingefügt, in dem sehr wohl auch die Ebene der Erinnerung aber vielmehr noch die der Ehrung eines Professoren im Vordergrund steht.

Entgegen jenen Denkmälern, die dezidiert für den Arkadenhof angefertigt wurden und deren Ehrungscharakter etwa durch einen Rückgriff auf ein Repertoire spezifischer Darstellungsformen von Gelehrten, die seit der Renaissance zur Anwendung kommen gewährleistet wird, oder etwa durch eine etwas detailliertere inschriftliche Wiedergabe von Profession, der Dauer der Lehrtätigkeit, oder spezifischer Errungenschaften und ferner durch attributive Beigaben gesichert wird, ist die Ehenplakette Pöchs von Zurückhaltung geprägt. Diese Reduktion auf die reine Profildarstellung und die Aussparung jeglicher glorifizierender Elemente und präziserer inschriftlicher Angaben deutet an, dass das Porträt Pöchs in der Tat für einen anderen Rahmen angefertigt und von dem ursprünglichen Kontext des Sepulkralbereichs für die Aufstellung im Arkadenhof, als einer Ehrenhalle, umfunktioniert wurde.

Dennoch wird der Mediziner und Anthropologe, gleichwohl er in diesem Fall von einer länglich-ovalen Aussparung hinterfangen wird, im Typus eines numismatischen Porträtmedaillons dargestellt, auf den bei Gelehrtendarstellungen gehäuft zurückgegriffen wird. Pöch wird damit durchaus einer Tradition des Gelehrtenbildnisses entsprechend repräsentiert, weshalb sich das Denkmal hinsichtlich des Darstellungstypus dennoch in das Ensemble an Professorendenkmälern gut eingliedert. Auf eine solche Art der Darstellungsform wird innerhalb des Arkadenhofs der Universität ab dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vermehrt zurückgegriffen. So ist es etwa in dem Denkmal für Rudolf Chrobak von 1927, wobei der zu Ehrende mit einem Lorbeerzweig versehen wird, dem Denkmal für Jakob Schipper von 1928, der Gedenktafel für Karl Menger von 1929, und dem Denkmal für Ernst Ludwig aus dem Jahr 1932 der Fall. Mit zum Teil kleineren Variationen oder Modernisierungen wird dieser Medaillontypus ab den 1950er Jahren in den Denkmälern für Eugen von Böhm-Bawerk von 1950, für Alfons Dopsch aus dem Jahr 1964, oder dem Denkmal für Adolf Merkl von 1990 wieder aufgegriffen. Die Plakette reiht sich damit in die Ehrengalerie des Arkadenhofes ein, dennoch ist es evident, dass im Vergleich zu den aufgezählten Denkmälern jegliche ehrende Beifügungen ausgespart sind, wodurch die Plakette Pöchs zwischen einem reinen, der Erinnerung dienenden Denkmal und einem Ehrendenkmal, oszilliert, da die Grenze zwischen dem memorialen Charakter und dem Ehrungscharakter verschwimmt.

Ferner lässt sich ein weiterer Unterschied der Plakette zu den genannten Denkmälern die innerhalb des Arkadnehofes dem Typus des Porträtmedaillons folgen, zu konstatieren: Die Differenz liegt in der Gestaltung des Porträtmedaillons, Pöchs Porträt wird von einem Oval gerahmt womit die Kontinuität der größtenteils runden Darstellungsform des Medaillons innerhalb des Arkadenhofes gebrochen wird. Die in diesem Fall hochovale Form des Porträtmedaillons kann der ursprünglichen Funktion dieses Porträts geschuldet sein, die in einer Ehrung eines Verstorbenen in einem Friedhofsrahmen liegt. In der Tat treten jene Ehrungen für verstorbene große Persönlichkeiten, die dem Medaillontypus verpflichtet sind, am Zentralfriedhof häufiger mit der Variation einer ovalen Einfassung des Porträts auf, wie es etwa bei den Ehrentafeln für den Schriftsteller Karl Costa und den Autor Adam Müller-Guttenbrunn, sowie bei den Tafeln der Grablegen für den Komponisten Josef Bayer und den Medailleur Franz Xaver Pawlik auftritt.

Dass für ein Denkmal für Rudolf Pöch als einem Mediziner und Anthropologen lediglich auf eine Kopie eines bereits existierenden, sehr schlichten Porträts zurückgegriffen wird, erscheint im Kontext der Ehrungen für Mediziner innerhalb des Arkadenhofes insofern ungewöhnlich, als bei einigen der Ehrungen für Mediziner, komplexere Bilderfindungen vorzufinden sind, was natürlich stets in Abhängigkeit zu den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln gesehen werden muss. Zu jenen Denkmälern, die durch komplexere Lösungen erreichen, die Profession oder die konkrete Leistung des dargestellten Mediziners zu visualisieren, zählt etwa das Denkmal Theodor Billroths, das Denkmal für Hermann von Widerhofer, die Skulptur für Emil Zuckerkandl, das Denkmal für Edmund von Neusser, sowie das Denkmal für Ludwig Mauthner.

Der Vergleich mit zeitgenössischen Darstellungen des Professors offenbart, dass Pöch in dem Portätrelief in fortgeschrittenem Lebensalter gezeigt und mit seinem charakteristischen, auf zahlreichen Fotografien zu erkennenden, Oberlippenbart, dargestellt wird. Dieses Charakteristikum und die realitätsnahe Wiedergabe der Physiognomie markieren allerdings den einzigen, individualisierten Moment in der Darstellung. Durch sehr knapp gewählten Porträtausschnitt wird darüber hinaus die Wiedergabe von bürgerlicher Kleidung oder Arbeitskleidung als einem möglichen individuellen Merkmal, mittels dessen der Dargestellte als Mediziner oder Forschungsreisender ausgewiesen werden könnte, ausgespart.

Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof

Es sind keine Ereignisse seit der Aufstellung bekannt.

Quellen

  • Josef Weninger, Das Denkmal für Rudolf Pöch an der Wiener Universität, Sonderabdruck aus den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. LXIII, S. 252.
  • UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben des Dekans an den Akademischen Senat, 8. Juni 1931.
  • UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben des Rektors an den Dekan der Universität Wien, 19. Juni 1931.
  • UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben von dem Dekan der Universität an den Obmann des Denkmalkomitees, Univ. Prof. Weninger, 5. Oktober 1931.
  • UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben des Univ. Prof. Weninger an den Universitätskanzleidirektor, 12. Februar 1932.
  • UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Abschrift eines Berichtes des Rektors der Universität Wien, 16. 2. 1932.
  • UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben an Univ. Prof. Weninger von dem Rektor der Universität Wien, 7. Februar 1933.

Einzelnachweise

  1. Maisel 2007, S.185.
  2. Josef Weninger, Das Denkmal für Rudolf Pöch an der Wiener Universität, Sonderabdruck aus den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. LXIII, S. 252.
  3. UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben des Dekans an den Akademischen Senat, 8. Juni 1931.
  4. UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben des Rektors an den Dekan der Universität Wien, 19. Juni 1931.
  5. UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben von dem Dekan der Universität an den Obmann des Denkmalkomitees, Univ. Prof. Weninger, 5. Oktober 1931.
  6. UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben des Univ. Prof. Weninger an den Universitätskanzleidirektor, 12. Februar 1932.
  7. UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben des Rektors an den Dekan der Universität Wien, 19. Juni 1931.
  8. UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Abschrift eines Berichtes des Rektors der Universität Wien, 16. 2. 1932.
  9. UAW, Akademischer Senat, S 90.21, Schreiben an Univ. Prof. Weninger von dem Rektor der Universität Wien, 7. Februar 1933.
  10. Josef Weninger, Das Denkmal für Rudolf Pöch an der Wiener Universität, Sonderabdruck aus den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. LXIII, S. 252 und 259.

Literatur

  • Meister 1934: Richard Meister, Ruhmeshalle der Wiener Universität. Geschichte der Wiener Universität, Donauwörth/Wien/Basel 1934.
  • Maisel 2007: Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien 2007.