Denkmal Richard von Krafft-Ebing: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
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[[Bild:Krafft-Ebing.jpg|thumb|Porträtbüste im [[Arkadenhof der Universität Wien]] von [[Richard Kauffungen]] 1908.]]
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[[Bild:Maisel plan markiert 136.png|thumb|Lage des Denkmals, Nr. 136, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.]]
Das '''Denkmal von Richard von Krafft-Ebing ''' im [[Arkadenhof der Universität Wien]] wurde am 3. Oktober 1908 enthült.
Das '''Denkmal von Richard von Krafft-Ebing ''' im [[Arkadenhof der Universität Wien]] wurde am 3. Oktober 1908 enthült.



Version vom 12. September 2014, 21:22 Uhr

Lage des Denkmals, Nr. 136, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.


Das Denkmal von Richard von Krafft-Ebing im Arkadenhof der Universität Wien wurde am 3. Oktober 1908 enthült.

Beschreibung

Die Büste Richards von Krafft-Ebing, die aus weißem Marmor besteht, zeigt den gesamten Kopf des Dargestellten samt einem großen Teil seines Torsos. Krafft-Ebing hat den Kopf leicht nach links gedreht und blickt in den Himmel hinauf. Bekleidet ist er mit Hemd, Jackett und Mantel, welche die Statue des ehemaligen Psychiaters sehr voluminös wirken lassen. Umso erstaunlicher ist es, dass sich etwas unterhalb der Brust ein inszenierter Bruch findet, an dem die Gestalt endet und eine stilisierte Form samt Blätter, die deutlich schmaler ist, beginnt. So erhält die die Figur eine dreieckige Körperform, die in vielen Kulturen als Idealbild für die Männlichkeit gilt. In Verbindung mit dem Blick, der in den Himmel gerichtet ist, und somit als Blick in die Zukunft gedeutet werden kann, strahlt die Büste ein starkes Gefühl von Sicherheit aus. Sicherheit, die in gewissermaßen mit dem Begriff der Männlichkeit assoziiert werden kann. Das ist nur allzu verständlich, da Krafft-Ebing als Rechtsmediziner viele, der damals verachteten Homosexuellen, in gewisser Weise beschützte, da sie seiner Meinung nach nicht für ihre sexuelle Orientierung verantwortlich gemacht werden sollten.


Die Büste, die von Richard Kauffungen geschaffen wurde ruht auf einem rechteckigen Sockel, der sich in einer ähnlich hellen Farbe präsentiert. Er hat die Aufgabe das Werk zu psitionieren und eine Verbindung zwischen Büste und Boden zu schaffen. Umso interessanter wird nun die Bedeutung die Richard Kauffungen dem erschaffenen Bereich zwischen Büste und Sockel gewidmet hat. Dieser Bereich, der vor allem für die Betonung der breiten Schultern sogt, dient ebenfalls als Verbindung. Da die Statue recht breit ist hätte der Sockel, passend zu dem Werk darüber natürlich eine ähnliche Breite verlangt. Mit einem erschaffenen Bruch und stilisierten Mittelteil konnte die Figur somit unten schmaler zusammen laufen und auf einem schmalen, den Richtlinien entsprechenden Sockel ruhen.

Notizen zur dargestellten Person

Bei der dargestellten Person handelt sich um den deutsch-österreichischen Psychiater und Rechtsmediziner Richard von Krafft-Ebing. Dieser ist vor allem bekannt für sein Wirken bei homosexuellen Patienten, die er, im Unterschied zu vielen anderen Ärzuten der damaligen Zeit, als erblich belastet ansah. Dadurch seien diese auch nicht für ihren Sexualtrieb verantwortlich.

Entstehungsgeschichte

Bereits im Jahre 1904/05 wurde ein Antrag zur Aufstellung des Denkmals für Richard von Krafft-Ebing von dem Verein für Psychiatrie und Neurologie eingereicht. Da aber von den vielen, zu erfüllenden Richtlinien, für die Aufstellung im Arkadenhof und somit der besonderen Ehrung, die wohl wichtigste nicht erfüllt werden konnte musste die fertigstellung zunächst etwas warten. Laut dem obersten Senat dürfe eine Denkmal für die zu ehrende Person erst nach einer Dauer von fünf Jahren nach dessen Tode beauftragt werden.

Als diese vorgegebene Wartefrist von fünf Jahren nach dem Tode Krafft-Ebings 1907 um war, scheute sich der Verein für Psychiatrie und Neurologie nicht, erneut einen Antrag zu stellen. Dieser wurde noch im selbigen Jahr vom Senat angenommen, der darüber hinaus außerordentlich erfreut war, da dass das Komitee von Psychologen dazu bereit war die gesamte Finanzierung für jenes Vorhaben zu übernehmen. Man entschied sie für, den schon damals bekannten Bildhauer Richard Kauffungen, der in sehr kurzer Zeit eine großartige Marmorbüste erschuf. Diese wurde anlässlich des dritten intenternationalen Tag der Irrenpflege am 7. Oktober 1908 im kleinen Festsaal der (damaligen) K.u.K. Universität Wien enthüllt. Professor Agner von Jauregg, der als Krafft-Ebings Nachfolger galt, hielt die Festrede.

Kunsthistorischer Vergleich und Analyse

Porträtbüste von Theodor Charlemint 1904.
Terrakottabüste in der Grazer Universitätsklinik.

Vergleicht man mit anderen Büste von Kauffungen fällt schnell eine Affinität für die Gestaltung des Torsos auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern bekleidet er seine Figuren komplett und zeigt einen großen Ausschnitt derer. Vom Kopf bis zum Ansatz des Bauches ist bei dem Bildhauer keine Seltenheit. Auch der fingierte Bruch, der zu einer verbindenden Form darunter führt, findet sich in den Werken des Künstlers. Vergleicht man die Büste mit Fotos Krafft-Ebings der damaligen Zeit, dann ist davon auszugehen, dass Kauffungen den Rechtsmediziner etwas idealisiert dargestellt hat. Schließt man zusätzlich noch andere Skulpturen in die Betrachtung mit ein, wie die Büste von Theodor Charlemont (Schüler von Caspar von Zumbusch) oder eine Terrakotta-Statue der Grazer Universitätsklinik, verdeutlicht sich der erste Eindruck umso mehr. Richard von Krafft-Ebing, der hier den Blick Richtung Himmel und Zukunft richtet und dabei den Eindruck vermittelt es mit allen Problemen aufnehmen zu können.

Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof

Rezeption in der Presse

Quellen

  • Archiv der Universität Wien: Senat S 94.19, Krafft-Ebing, Richard Frh. v., Denkmal im Arkadenhof, 1904-1908 (Akt). (Signatur: Senat S94.14/Schachtelnummer: 60)
  • Maisel 2007: Theodor Maisel, Gelehrten Porträt in Stein und Bronze. Die Denkmälder im Arkadenhof der Universität Wien, Wien/Köln/Weimar 2007, S. 98.

Literatur

  • Stieglitz/Zeillinger 2008: Olga Stieglitz/Gerhard Zeillinger, Der Bildhauer Richard Kauffungen (1854-1942): Zwischen Ringstraße, Künstlerhaus und Frauenkunstschule, Frankfurt 2008. Digitalisierte Version auf Google Books

Weblinks

  • Eintrag zu Richard Kauffungen auf Artnet
  • Werke von Krafft-Ebing bei Archive.org
  • Eintrag zu Richard von Krafft-Ebing auf Wikipedia
  • Eintrag zu Richard von Krafft-Ebing auf Wikisource
  • Zu der Entwicklung des theoretischen Konstrukts „Perversion“ durch Krafft-Ebing und dessen Bezug zu diesen Begriffen, vgl. Andrea Beckmann, Journal of Criminal Justice and Popular Culture, S. 66-95. Online Version