Denkmal Otto Kahler: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
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[[Bild:Otto_Kahler.jpg|thumb|Abb.1:Porträtbüste Otto Kahlers von [[Richard Kauffungen]] im Arkadenhof der Universität Wien, 1904 enthüllt]]
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Das Denkmal für [[Otto Kahler]] wurde von dem Bildhauer [[Richard Kauffungen]] 1903 für die Aufstellung im Arkadenhof geschaffen. [[Bild:Kahler.jpg|thumb|Abb.2:Otto Kahler um 1880]] [[Bild:Seegen1.jpg|thumb|Abb.3:Denkmal Josef Seegen.]]  
[[Bild:Maisel plan markiert 144.png|thumb|Abb.2:Lage des Denkmals, Nr. 144, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.]]  
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[[Bild:Kahler.jpg|thumb|Abb.3: Otto Kahler um 1880]]  
 
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Das Denkmal für den Mediziner [[Otto Kahler]] (1849-1893) wurde von dem Bildhauer [[Richard Kauffungen]] (1854-1942) für den [[Arkadenhof der Universität Wien]] geschaffen und am 2. Juli 1904 enthüllt.


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Die in Marmor ausgeführte Büste schließt mit einem ca.10 cm hohen, quadratischen Büstensockel waagrecht in Brusthöhe des Gelehrten ab. Der etwas heller gestaltete Büstensockel ruht auf einem hohen, schlicht gehaltenen Pfeiler. Die Signatur des Künstlers findet sich seitlich links am Büstensockel ("R.Kauffungen MCMIII) (Abb.7). Direkt unterhalb des Büstensockels auf der Frontseite des Pfeilers ist die Inschrift in goldenen Lettern angebracht, welche Auskunft über Namen, Beruf und Lebensdaten des Dargestellten gibt.  
Die in Marmor ausgeführte Büste schließt mit einem ca.10 cm hohen, quadratischen Büstensockel waagrecht in Brusthöhe des Gelehrten ab. Der etwas heller gestaltete Büstensockel ruht auf einem hohen, schlicht gehaltenen Pfeiler. Die Signatur des Künstlers findet sich seitlich links am Büstensockel ("R.Kauffungen MCMIII) (Abb.7). Direkt unterhalb des Büstensockels auf der Frontseite des Pfeilers ist die Inschrift in goldenen Lettern angebracht, welche Auskunft über Namen, Beruf und Lebensdaten des Dargestellten gibt.  


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Das Denkmal ist im Ganzen schlicht gehalten, lediglich der Büstensockel ist auf der Frontseite mit einem sehr flachen Lorbeerrelief geschmückt.  
Das Denkmal ist im Ganzen schlicht gehalten, lediglich der Büstensockel ist auf der Frontseite mit einem sehr flachen Lorbeerrelief geschmückt.  
Die Büste ist vollplastisch ausgeführt, sie ist in Brusthöhe gerade abgeschnitten und zeigt noch den Oberarmansatz des Gelehrten. Der Internist hat den Kopf, vom Betrachter aus leicht nach links gewandt. Die wenig bearbeiteten Augen zeigen nicht wohin der Blick geht, die Büste wirkt dadurch etwas statisch. Das längliche Gesicht wird durch den Bart optisch noch mehr nach unten verlängert, strukturiert wird es durch den breiten Schnurrbart, der die obere Gesichtshälfte von der unteren teilt. Der Gelehrte ist in einem Anzug dargestellt, in der Ausarbeitung etwas zurückgenommen ist darunter noch das Hemd, die gebundene Schleife und der Ansatz einer Weste zu sehen.
Die Büste ist vollplastisch ausgeführt, sie ist in Brusthöhe gerade abgeschnitten und zeigt noch den Oberarmansatz des Gelehrten. Der Internist hat den Kopf, vom Betrachter aus leicht nach links gewandt. Die wenig bearbeiteten Augen zeigen nicht wohin der Blick geht, die Büste wirkt dadurch etwas statisch. Das längliche Gesicht wird durch den Bart optisch noch mehr nach unten verlängert, strukturiert wird es durch den breiten Schnurrbart, der die obere Gesichtshälfte von der unteren teilt. Der Gelehrte ist in einem Anzug dargestellt, in der Ausarbeitung etwas zurückgenommen ist darunter noch das Hemd, die gebundene Schleife und der Ansatz einer Weste zu sehen.


== Notizen zur Dargestellten Person ==
== Notizen zur Dargestellten Person ==
[[Otto Kahler]] (*08. Jänner 1849 in Prag, Tschechische Republik; † 24. Jänner 1893 in Wien, Österreich) war ein österreichischer Internist. Er studierte an der Universität in Prag Medizin und promovierte 1871. <ref> Kahler, Otto, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S.174f </ref>
[[Otto Kahler]] (*08. Jänner 1849 in Prag, Tschechische Republik; † 24. Jänner 1893 in Wien, Österreich) war ein österreichischer Internist. Er studierte an der Universität in Prag Medizin und promovierte 1871. <ref> Kahler, Otto, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S.174f </ref>


== Entstehungsgeschichte ==
== Entstehungsgeschichte ==
 
In einem Schreiben des Rektors der k.k. Universität Wien, teilt er mit, dass der akademische Senat in der Sitzung vom 8.Mai 1903 beschlossen hat, ein Denkmal für Professor Otto Kahler zu genehmigen. <ref> UAW Senat S 94.13 Schreiben des Rektors de k.k. Universität Wien an das Dekanat der medizinischen Fakultät, vom 11.Mai 1903 </ref> Die Errichtung des Denkmals wurde von den Professoren Nothnagel, Neusser, v. Schrötter, Toldt und Gussenbauer erbeten. <ref> UAW Senat S 94.13 Schreiben des Rektors de k.k. Universität Wien an das Dekanat der medizinischen Fakultät, vom 22. April 1904 </ref>  
In einem Schreiben des Rektors der k.k. Universität Wien, teilt er mit das der akademische Senat in der Sitzung vom 8.Mai 1903 beschlossen hat, ein Denkmal für Professor Otto Kahler zu genehmigen. <ref> UAW Senat S 94.13 Schreiben des Rektors de k.k. Universität Wien an das Dekanat der medizinischen Fakultät, vom 11.Mai 1903 </ref> Die Errichtung des Denkmals wurde von den Professoren Nothnagel, Neusser, v. Schrötter, Toldt und Gussenbauer erbeten. <ref> UAW Senat S 94.13 Schreiben des Rektors de k.k. Universität Wien an das Dekanat der medizinischen Fakultät, vom 22. April 1904 </ref>  
Der Bildhauer [[Richard Kauffungen]] wurde informiert dass die vorgelegte Büste genehmigt wurde, jedoch sollte er den Sockel nochmals überarbeiten, nach den, von der artistischen Komission vorgegebenen Weisungen. Auch die Inschrift wurde von dieser vorgegeben. <ref> UAW Senat S 94.13 Schreiben an den Bildhauer Richard Kauffungen vom 18.Mai 1904 </ref> Die Feier anlässlich der Aufstellung des Denkmales von Dr. Otto Kahler war ursprünglich für Samstag, den 9. Juli 1904, 5 Uhr nachmittags vorgesehen, wurde einem Wunsch der Familie des Gefeierten entsprechend jedoch nicht an diesem Tag, sondern Samstag, den 2.Juli, um 5 Uhr nachmittags im Festsaal der Universität gehalten.<ref>UAW Senat S 87.2.39 </ref> Das Denkmal wurde von einem auf Freunden des Verstorbenen, bestehenden Komitee gespendet.<ref>UAW Senat S 87.2.39 Zeitungsnotiz </ref>
Der Bildhauer [[Richard Kauffungen]] wurde informiert dass die vorgelegte Büste genehmigt wurde, jedoch sollte er den Sockel nochmals überarbeiten, nach den, von der artistischen Komission vorgegebenen Weisungen. Auch die Inschrift wurde von dieser vorgegeben. <ref> UAW Senat S 94.13 Schreiben an den Bildhauer Richard Kauffungen vom 18.Mai 1904 </ref> Die Feier anlässlich der Aufstellung des Denkmales von Dr. Otto Kahler war ursprünglich für Samstag, den 9. Juli 1904, 5 Uhr nachmittags vorgesehen, wurde einem Wunsch der Familie des Gefeierten entsprechend jedoch nicht an diesem Tag, sondern Samstag, den 2.Juli, um 5 Uhr nachmittags im Festsaal der Universität gehalten. <ref> UAW Senat S 87.2.39 </ref>  
Bei der Feier wird der Geheimrat Prof. Dr. Friedrich Kraus aus Berlin die Festrede halten; Das Denkmal wurde von einem auf Freunden des Verstorbenen, bestehenden Komitee gespendet. <ref> UAW Senat S 87.2.39 Zeitungsnotiz </ref>


== Kunsthistorische Vergleich und Analyse ==
== Kunsthistorische Vergleich und Analyse ==
Mit der 1997 in den Arkaden aufgestellten Büste des Neurologen [[Heinrich Obersteiner]] ist [[Richard Kauffungen]] mit neun Werken im Arkadenhof der Universität Wien vertreten. Sie sind alle sehr einheitlich gearbeitet und folgen dem klassischen Muster der naturalistischen Porträtplastik. <ref>Stieglitz 2008, s.300 </ref>  
Insgesamt hat der Bildhauer [[Richard Kauffungen]] neun Werke für den Arkadenhof der Universität Wien geschaffen. Sie sind alle sehr einheitlich gearbeitet und folgen dem klassischen Muster der naturalistischen Porträtplastik. <ref>Stieglitz 2008, s.300 </ref>  


Vergleicht man die Büste von Otto Kahler mit einer Fotografie von 1880 (Abb.2), so fällt die Übereinstimmung in der Physiognomie auf. Die längliche Gesichtsform sowie Ausdruck sind ähnlich gestaltet. Auch die Gestaltung des Bartes und der Haare stimmen mit der Fotografie überein.Besonders der dichte Vollbart Kahlers wurde von Richard Kauffungen wurde detailiert wiedergegenen. Der Blick beider Dargestellten ist in die Ferne gerichtet. Im Gegensatz zur Fotografie wirkt der Blick der Büste Otto Kahlers jedoch sehr viel strenger. Der Gelehrte wurde von Richard Kauffungen realistisch wiedergegeben.  
Vergleicht man die Büste von Otto Kahler mit einer Fotografie von 1880 (Abb.3), so fällt die Übereinstimmung in der Physiognomie auf. Die längliche Gesichtsform sowie Ausdruck sind ähnlich gestaltet. Auch die Gestaltung des Bartes und der Haare stimmen mit der Fotografie überein.Besonders der dichte Vollbart Kahlers wurde von Richard Kauffungen wurde detailiert wiedergegenen. Der Blick beider Dargestellten ist in die Ferne gerichtet. Im Gegensatz zur Fotografie wirkt der Blick der Büste Otto Kahlers jedoch sehr viel strenger. Der Gelehrte wurde von Richard Kauffungen realistisch wiedergegeben.  


Vergleichbar ist das Denkmal von Otto Kahler mit dem Denkmal von [[Josef Seegen]],(Abb.3) welches ebenfalls von Richarf Kauffungen stammt, jedoch 1910 geschaffen wurde. Das Denkmal ist schlichter gestaltet, da es über keinerlei verzierende Elemente verfügt. Die Inschrift, welche Auskunft über den Dargestellten gibt, ist bei beiden Denkmälern unterhalb des Büstensockels zu sehen. Die Büste ist auf einem etwas höheren Pfeiler positioniert, jedoch als Herme gestaltet. Beide Gelehrte sind in einem Anzug dargestellt, dass Seegen Denkmal gibt aber weniger Einblick auf die darunter dargestellte Kleidung.  In der Oberflächengestaltung unterscheiden sich die Büsten nur kaum, beide wirken weich modelliert wobei das Seegen-Denkmal durch die feinere Ausarbeitung naturalistischer wirkt. Die Köpfe beider Gelehrten sind nach links gerichtet, der Blick Josef Seegens  wirkt durch die stark ausgearbeiteten Pupillen zielgerichtetet als jener von Otto Kahler.  
Vergleichbar ist das Denkmal von Otto Kahler mit dem Denkmal von [[Josef Seegen]] (Abb.4), welches ebenfalls von Richard Kauffungen stammt, jedoch 1910 geschaffen wurde. Das Denkmal ist schlichter gestaltet, da es über keinerlei verzierende Elemente verfügt. Die Inschrift, welche Auskunft über den Dargestellten gibt, ist bei beiden Denkmälern unterhalb des Büstensockels zu sehen. Die Büste ist auf einem etwas höheren Pfeiler positioniert, jedoch als Herme gestaltet. Beide Gelehrte sind in einem Anzug dargestellt, dass Seegen Denkmal gibt aber weniger Einblick auf die darunter dargestellte Kleidung.  In der Oberflächengestaltung unterscheiden sich die Büsten nur kaum, beide wirken weich modelliert wobei das Seegen-Denkmal durch die feinere Ausarbeitung naturalistischer wirkt. Die Köpfe beider Gelehrten sind nach links gerichtet, der Blick Josef Seegens  wirkt durch die stark ausgearbeiteten Pupillen zielgerichtetet als jener von Otto Kahler.  
Die detaillierte Ausarbeitung sowie die stark ausgearbeiteten Pupillen verleiht dem Denkmal von Josef Seegen mehr Lebendigkeit, es wirkt beinahe malerisch.  
Die detaillierte Ausarbeitung sowie die stark ausgearbeiteten Pupillen verleiht dem Denkmal von Josef Seegen mehr Lebendigkeit, es wirkt beinahe malerisch.  


== Quellen ==
== Quellen ==
 
* Kahler, Otto, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S.174f
Kahler, Otto, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S.174f
* Julius Pagel: Kahler, Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 747
 
* Stieglitz, Olga: Der Bildhauer Richard Kauffungen (1854-1942); zwischen Ringstraße, Künstlerhaus und Frauenkunstschule, Frankfurt am Main 2008.
Julius Pagel: Kahler, Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 747
* Wyklicky, Helmut: Kahler, Otto, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 26 f. [Onlinefassung]  
 
* UAW Senat S 94.13
Stieglitz, Olga: Der Bildhauer Richard Kauffungen (1854-1942); zwischen Ringstraße, Künstlerhaus und Frauenkunstschule, Frankfurt am Main 2008.
* UAW Senat S 87.2.39
 
Wyklicky, Helmut: Kahler, Otto, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 26 f. [Onlinefassung]  
 
UAW Senat S 94.13
 
UAW Senat S 87.2.39
 


==Rezeption in der Presse==
==Rezeption in der Presse==
''Neue Freie Presse'': Die Enthüllung des Kahler-Denkmals, in:Neue Freie Presse, Morgenblatt, 03.07.1904, S.12, Nr.14316.
''Neue Freie Presse'': Die Enthüllung des Kahler-Denkmals, in:Neue Freie Presse, Morgenblatt, 03.07.1904, S.12, Nr.14316.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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==Darstellungen==
==Darstellungen==
<gallery>Bild:Otto_Kahler2.jpg|Abb.5:Denkmal Otto Kahler.
<gallery>Bild:Otto_Kahler2.jpg|Abb.5:Denkmal Otto Kahler.
Bild:Otto_Kahler1.jpg|Abb.6:Büste Otto Kahler.
Bild:Otto_Kahler1.jpg|Abb.6:Büste Otto Kahler.

Aktuelle Version vom 26. Oktober 2014, 19:07 Uhr

Abb.1:Porträtbüste Otto Kahlers von Richard Kauffungen im Arkadenhof der Universität Wien, 1904 enthüllt
Abb.2:Lage des Denkmals, Nr. 144, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.
Abb.3: Otto Kahler um 1880
Abb.4:Denkmal Josef Seegen.

Das Denkmal für den Mediziner Otto Kahler (1849-1893) wurde von dem Bildhauer Richard Kauffungen (1854-1942) für den Arkadenhof der Universität Wien geschaffen und am 2. Juli 1904 enthüllt.

Beschreibung

Die in Marmor ausgeführte Büste schließt mit einem ca.10 cm hohen, quadratischen Büstensockel waagrecht in Brusthöhe des Gelehrten ab. Der etwas heller gestaltete Büstensockel ruht auf einem hohen, schlicht gehaltenen Pfeiler. Die Signatur des Künstlers findet sich seitlich links am Büstensockel ("R.Kauffungen MCMIII) (Abb.7). Direkt unterhalb des Büstensockels auf der Frontseite des Pfeilers ist die Inschrift in goldenen Lettern angebracht, welche Auskunft über Namen, Beruf und Lebensdaten des Dargestellten gibt.

Die Inschrift lautet: OTTO KAHLER PROFESSOR DER INTERNEN MEDIZIN 1889 IN WIEN 1893 GEB. 1849 GEST. 1983.

Das Denkmal ist im Ganzen schlicht gehalten, lediglich der Büstensockel ist auf der Frontseite mit einem sehr flachen Lorbeerrelief geschmückt. Die Büste ist vollplastisch ausgeführt, sie ist in Brusthöhe gerade abgeschnitten und zeigt noch den Oberarmansatz des Gelehrten. Der Internist hat den Kopf, vom Betrachter aus leicht nach links gewandt. Die wenig bearbeiteten Augen zeigen nicht wohin der Blick geht, die Büste wirkt dadurch etwas statisch. Das längliche Gesicht wird durch den Bart optisch noch mehr nach unten verlängert, strukturiert wird es durch den breiten Schnurrbart, der die obere Gesichtshälfte von der unteren teilt. Der Gelehrte ist in einem Anzug dargestellt, in der Ausarbeitung etwas zurückgenommen ist darunter noch das Hemd, die gebundene Schleife und der Ansatz einer Weste zu sehen.

Notizen zur Dargestellten Person

Otto Kahler (*08. Jänner 1849 in Prag, Tschechische Republik; † 24. Jänner 1893 in Wien, Österreich) war ein österreichischer Internist. Er studierte an der Universität in Prag Medizin und promovierte 1871. [1]

Entstehungsgeschichte

In einem Schreiben des Rektors der k.k. Universität Wien, teilt er mit, dass der akademische Senat in der Sitzung vom 8.Mai 1903 beschlossen hat, ein Denkmal für Professor Otto Kahler zu genehmigen. [2] Die Errichtung des Denkmals wurde von den Professoren Nothnagel, Neusser, v. Schrötter, Toldt und Gussenbauer erbeten. [3] Der Bildhauer Richard Kauffungen wurde informiert dass die vorgelegte Büste genehmigt wurde, jedoch sollte er den Sockel nochmals überarbeiten, nach den, von der artistischen Komission vorgegebenen Weisungen. Auch die Inschrift wurde von dieser vorgegeben. [4] Die Feier anlässlich der Aufstellung des Denkmales von Dr. Otto Kahler war ursprünglich für Samstag, den 9. Juli 1904, 5 Uhr nachmittags vorgesehen, wurde einem Wunsch der Familie des Gefeierten entsprechend jedoch nicht an diesem Tag, sondern Samstag, den 2.Juli, um 5 Uhr nachmittags im Festsaal der Universität gehalten.[5] Das Denkmal wurde von einem auf Freunden des Verstorbenen, bestehenden Komitee gespendet.[6]

Kunsthistorische Vergleich und Analyse

Insgesamt hat der Bildhauer Richard Kauffungen neun Werke für den Arkadenhof der Universität Wien geschaffen. Sie sind alle sehr einheitlich gearbeitet und folgen dem klassischen Muster der naturalistischen Porträtplastik. [7]

Vergleicht man die Büste von Otto Kahler mit einer Fotografie von 1880 (Abb.3), so fällt die Übereinstimmung in der Physiognomie auf. Die längliche Gesichtsform sowie Ausdruck sind ähnlich gestaltet. Auch die Gestaltung des Bartes und der Haare stimmen mit der Fotografie überein.Besonders der dichte Vollbart Kahlers wurde von Richard Kauffungen wurde detailiert wiedergegenen. Der Blick beider Dargestellten ist in die Ferne gerichtet. Im Gegensatz zur Fotografie wirkt der Blick der Büste Otto Kahlers jedoch sehr viel strenger. Der Gelehrte wurde von Richard Kauffungen realistisch wiedergegeben.

Vergleichbar ist das Denkmal von Otto Kahler mit dem Denkmal von Josef Seegen (Abb.4), welches ebenfalls von Richard Kauffungen stammt, jedoch 1910 geschaffen wurde. Das Denkmal ist schlichter gestaltet, da es über keinerlei verzierende Elemente verfügt. Die Inschrift, welche Auskunft über den Dargestellten gibt, ist bei beiden Denkmälern unterhalb des Büstensockels zu sehen. Die Büste ist auf einem etwas höheren Pfeiler positioniert, jedoch als Herme gestaltet. Beide Gelehrte sind in einem Anzug dargestellt, dass Seegen Denkmal gibt aber weniger Einblick auf die darunter dargestellte Kleidung. In der Oberflächengestaltung unterscheiden sich die Büsten nur kaum, beide wirken weich modelliert wobei das Seegen-Denkmal durch die feinere Ausarbeitung naturalistischer wirkt. Die Köpfe beider Gelehrten sind nach links gerichtet, der Blick Josef Seegens wirkt durch die stark ausgearbeiteten Pupillen zielgerichtetet als jener von Otto Kahler. Die detaillierte Ausarbeitung sowie die stark ausgearbeiteten Pupillen verleiht dem Denkmal von Josef Seegen mehr Lebendigkeit, es wirkt beinahe malerisch.

Quellen

  • Kahler, Otto, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S.174f
  • Julius Pagel: Kahler, Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 747
  • Stieglitz, Olga: Der Bildhauer Richard Kauffungen (1854-1942); zwischen Ringstraße, Künstlerhaus und Frauenkunstschule, Frankfurt am Main 2008.
  • Wyklicky, Helmut: Kahler, Otto, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 26 f. [Onlinefassung]
  • UAW Senat S 94.13
  • UAW Senat S 87.2.39

Rezeption in der Presse

Neue Freie Presse: Die Enthüllung des Kahler-Denkmals, in:Neue Freie Presse, Morgenblatt, 03.07.1904, S.12, Nr.14316.

Einzelnachweise

  1. Kahler, Otto, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S.174f
  2. UAW Senat S 94.13 Schreiben des Rektors de k.k. Universität Wien an das Dekanat der medizinischen Fakultät, vom 11.Mai 1903
  3. UAW Senat S 94.13 Schreiben des Rektors de k.k. Universität Wien an das Dekanat der medizinischen Fakultät, vom 22. April 1904
  4. UAW Senat S 94.13 Schreiben an den Bildhauer Richard Kauffungen vom 18.Mai 1904
  5. UAW Senat S 87.2.39
  6. UAW Senat S 87.2.39 Zeitungsnotiz
  7. Stieglitz 2008, s.300

Darstellungen


Dragana Ivic

redigiert von: Katharina Dirnberger