Denkmal Ludwig Mauthner

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
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Abb. 1: Denkmal Ludwig Mauthner

Das Denkmal für Ludwig Mauthner wurde zwischen 1896 und und 1898 von Rudolf Weyr für den Arkadenhof der Universität Wien geschaffen. Es steht heute zwischen der Stiege 7 und dem Denkmal für Ernst Wilhelm von Brücke (Maisel 2007, Nr. 126).

Beschreibung

Abb. 2: Denkmal Ludwig Mauthner von Rudolf Weyr

Das Denkmal setzt sich aus Sockel und Büste des Ophthalmologen Ludwig Mauthners zusammen (Abb. 1). Der Sockel ist in weißem, geädertem Marmor ausgeführt. Nach einer dreistufigen Basis erhebt sich ein ionischer, kannelierter Pilaster. Beachtenswert ist hier die Ausführung des Sockels in Marmor mit dekorativen Elementen aus Bronze wie etwa dem Eierstab des ionischen Kapitells. Außerdem befestigte Rudolf Weyr auf dem Pilaster einen Lorbeerzweig, in dessen Mitte ein Medaillon angebracht ist. Das Medaillon (Abb. 3)zeigt die alttestamentarische Heilung Tobits durch seinen Sohn Tobias, der auf Aufforderung des Erzengels Raffaels seinem blinden Vater Fischgalle über die Augen rieb und ihn somit von seiner Blindheit heilte (Buch Tobit, 11). Die Einbringung dieses Medaillons ist ein Verweis auf die Tätigkeit von Ludwig Mauthner, der Doktor der Augenheilkunde war.

Abb. 3: Medaillon auf dem Denkmal von Ludwig Mauthner


Auf diesem Sockel ruht schließlich die Büste in weißem Marmor (Abb. 2), die dem Typus einer Hermenbüste entspricht. Rudolf Weyr polierte deren Basis glatt und gravierte auf diese rechteckige Fläche die Inschrift DR. LUD. MAUTHNER. o.ö. Prof. der Augenheilkunde ein. Signiert ist die Büste an der linken Seite mit R. Weyr sculp. = 1898 (Abb. 4).

Weyr zeigt den Arzt in seiner Kleidung als Professor mit Jacke, Weste, Hemd und Krawatte. Mauthners Kopf ist nach rechts gewendet und sein Blick scheint sich in der Ferne zu verlieren. Auf dem Porträt trägt Mauthner einen Schnurrbart und Vollbart, die er jedoch zu Lebzeiten nicht immer trug.

Weyr hat das Bildnis Mauthners einer Idealisierung unterzogen. Die Ähnlichkeit zwischen Denkmal und überlieferten Fotografien hat keinen großen Wiedererkennungswert. Weyrs Aufmerksamkeit lag wohl eher darin, den Arzt würdevoll darzustellen. Hierzu zählen auch die Falten im Augenbereich und auf der Stirn. Vor allem die Stirnfalte gehörte zur Tradition des Gelehrtenbildnisses und wird hier beim Denkmal wieder aufgegriffen.

Abb. 4: Signatur Rudolf Weyrs

Notizen zur dargestellten Person

Ludwig Mauthner war ein in Wien und Innsbruck tätiger Ophthalmologe, der auch mit Eduard Jäger von Jaxtthal zusammenarbeitete. Zu seinen wichtigsten Verdiensten zählt die Einführung der Sklerotomie beim Glaukom. Sein Lehrbuch der Ophthalmoskopie von 1868 galt lange Zeit als Standardwerk für die Lehre in der Augenheilhunde.


Entstehungsgeschichte

Die Initiative zum Denkmal für Ludwig Mauthner geht auf dessen Witwe Rebecca Mauthner zurück. Schon sehr bald nach seinem Tod, am 20. Oktober 1894, machte sie einen Antrag an den Senat für ein Bildnis ihres Mannes, das sie der Universität widmen wollte. Die Senatssitzung vom 14. Dezember vertagte jedoch die Angelegenheit auf das kommende Jahr.[1] Erst im Juli 1895 beschloss man in einer Senatssitzung, dass dem Antrag der Witwe stattgegeben werden soll,[2] dem die artistische Komission im November 1895 ebenso zustimmte.[3] Rebecca Mauthner hatte sich hierbei bereit erklärt sämtliche Kosten für die Anfertigung und Aufstellung des Denkmals zu übernehmen. Die Form dieses Denkmals war jedoch noch nicht festgelegt, da die Witwe in ihrem Schreibem am 9. Oktober 1895 an das Dekanat noch von einer Büste oder Gedenktafel spricht.[4] Erst im November 1896 lag ein “Modell einer Herme” vor.[5]

Das Denkmal selbst wurde jedoch erst im September 1898 vollendet, da Weyr zu diesem Zeitpunkt um die Ausweisung eines genauen Platzes im Arkadenhof bat. Hierbei wies er darauf hin, dass er vom Vorsitzenden der artistischen Kommission Otto Benndorf bereits einen Platz neben dem Denkmal Josef Hyrtls gezeigt bekommen und dass er die Büste für diesen Platz an der rechten Seite des Arkadenhofs angefertigt hätte.[6] Somit muss man also die Wendung des Kopfes bei der Büste Mauthners nach rechts zum Eingang des Arkadenhofs als eine bewusste Gestaltung des Bildhauers auffassen. Obwohl Weyr auf eine Aufstellung vor Beginn des Semesters und vor Beginn der kalten Jahreszeit drängte,[7] wurde sie verzögert und erfolgte Ende Dezember 1898 oder Anfang Jänner 1899.[8] Beschlossen wurde der Platz neben dem Denkmal für Theodor Billroth.[9]


Schließlich wurde das mit Palmen umgebene Denkmal mit musikalischer Begleitung des Gesangsvereins und mit einer Festrede von Isidor Schnabel am 19. März 1899 enthüllt. [10]

Kunsthistorischer Vergleich und Analyse

Das Denkmal zeigt Mauthner in einem sehr idealisiertem Porträt. Zwar wurden die charakteristischen Erkennungsmerkmale beibehalten wie etwa der Typus des Bartes und die nach oben frisierten, kurzen Haare (Abb. 5), die Gesichtszüge erscheinen jedoch idealisiert. So wurden die Stirnfurche und die Falten um die Augen stärker betont, die Nase hingegen leicht verkürzt.

Abb. 5: Ludwig Mauhtner

Es ging Rudolf Weyr nicht darum ein detailgetreues Porträt des verstorbenen Augenarztes zu zeigen, sondern ihn zu charakterisieren. Hierzu dienten die leicht gealterte Physiognomie mittels Falten, aber ebenso das Bronze-Medaillon mit der Darstellung der Heilung Tobits, die die Tätigkeit Mauthners im biblischen Kontext wiedergibt.


Vergleicht man diese Beobachtungen mit einem weiteren Büsten-Denkmal für Johann Joseph von Prechtl (1778-1854) im Resselpark in Wien (Abb. 6), das Weyr etwas später schuf, so lässt sich ähnliches feststellen.

Abb. 6: Porträts von Johann Joseph von Prechtl als Lithographie, Ölgemälde und Bronze-Büste

Weyr übernimmt hier ebenfalls die typischen Merkmale von Prechtl: die angeschwollenen Augensäcke, die dichten Augenbrauen, die an den Seiten und vorne schwungvoll gekämmten Haare sind in allen drei Medien vorhanden (Abb. 6), wobei die Haare bei Weyrs Büste zugunsten einer dramatischeren Erscheinung kräftiger gestaltet sind. Ansonsten ging Weyr bei der Umsetzung freier um: die Augen liegen bei seiner Büste deutlich tiefer als bei der Lithographie und beim Gemälde, die Falten an Stirn und zwischen den Augenbrauen sind ebenfalls tiefer gesetzt. Weyr betonte hier also besondere Erkennungsmerkmale, suchte jedoch keine detailgetreue Wiedergabe der Gesichtszüge. Er brachte sogar Merkmale wie die Falten an der Stirn hervor, die man nicht in anderen Porträts wiederfindet, die jedoch typisch für das Gelehrtenporträt sind.

Weyr gestaltet also die Physiognomie bei Denkmälern zugunsten einer Idealisierung, die dem Dargestellten eine würdevollere Wirkung gibt und im Falle Mauthners ihn als Wissenschaftler charakterisiert. Unklar bleibt noch weshalb Weyr die sonst in allen anderen Porträts sichtbare und zum Gelehrtenporträt passende Brille nicht übernahm. Zu vermuten wäre, dass Weyr die Brille aufgrund deren filigranen und somit leicht beschädigbaren Struktur ausließ.

Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof

1939 wurde das Denkmal Mauthners aufgrund der NS-Rassegesetzen abmontiert.[11] Die Büste weist beschädigte Stellen an der Nasenspitze, sowie am rechten Ohr auf. Diese sind in der Publikation von Richard Meister aus dem Jahr 1934 noch nicht sichtbar (Abb. 8). Zu vermuten wäre, dass die Büste entweder bei der Demontierung oder durch Gewaltakte während der NS-Herrschaft beschädigt wurde, jedoch ist dies aufgrund fehlender Quellenlage nicht mit Sicherheit zu sagen.

Abb. 8: Denkmal Ludwig Mauthner vor der Demontierung 1939
Abb. 9: Lage des Denkmals, Nr. 126, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.

Quellen

  • UAW, Senat 95.7, Amtsbemerkung des Rektors Laurenz Müllner, 19.12.1894.
  • UAW, Senat 95.7, Amtsbemerkung des Rektors Laurenz Müllner, 14.7.1895.
  • UAW, Senat 95.7, Brief von Rebecca Mauthner an das Dekanat der medizinischen Fakultät, 9.10.1895.
  • UAW, Senat 95.7, Schreiben des Rektors Anton Menger an den Obmann der artistischen Kommission, 10.10.1895.
  • UAW, Senat 95.7, Schreiben des Rektors Anton Menger an Rebecca Mauthner, 11.10.1895.
  • UAW, Senat 95.7, Brief von Benndorf an den Herr Director, 29.11.1896.
  • UAW, Senat 95.7, Brief von Rudolf Weyr an den Rektor, 15.9.1898.
  • UAW, Senat 95.7, Brief des Rektors Carl Toldt an die artistische Kommission, 20.9.1898.
  • UAW, Senat 95.7, Schreiben des Rektors Toldt an Rudolf Weyr, 20.9.1898.
  • UAW, Senat 95.7, Schreiben des Rektors Toldt an die Universitäts-Gebäude-Inspektion, 20.9.1898.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefs von der artistischen Kommission an Rudolf Weyr, 3.11.1898.
  • UAW, Senat 95.7, Brief des Rektors Julius von Wiesner an den Obmann der artistischen Kommission, 9.11.1898
  • UAW, Senat 95.7, Wiedergabe eines Briefs von Rudolf Weyr an das Rektorat, 12.11.1898.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefs des Vorsitzenden der artistischen Kommission an Rudolf Weyr, 13.12.1898.
  • UAW, Senat 95.7, Amtsbemerkung des Rektors Wiesner, 22.12.1898.
  • UAW, Senat 95.7, Brief des Rektors Wiesner an die Universitäts-Gebäude-Inspektion, 13.1.1899.
  • UAW, Senat 95.7, Schreiben des Rektors Wiesner an den Dekan, 7.2.1899.
  • UAW, Senat 95.7, Brief des Dekans an den akademischen Senat, 11.2.1899.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefes des Rektors an Prof. Isidor Schnabel, o.D.
  • UAW, Senat 95.7, Schreiben des Rektors Wiesner an Prof. Isidor Schnabel, 25.2.1899.
  • UAW, Senat 95.7, Brief des Rektors Wiesner an Prof. Isidor Schnabel, 21.3.1899.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefes des Rektors an den Dekan der medizinischen Fakultät, o.D.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefes des Rektors an Prof. Isidor Schnabel, o.D.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefes des Rektors an Rebecca Mauthner, o.D.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefes des Rektors an den Gesangsverein, o.D.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefes des Rektors an das Pedellenamt, o.D.
  • UAW, Senat 95.7, Konzept eines Briefes des Rektors an die Universitäts-Gebäude-Inspektion, o.D.
  • UAW, Senat 95.7, Einladungskarte zur Enthüllungsfeier am 19.3.1899.

Rezeption in der Presse

  • Neue Freie Presse, 20.3.1899, Abendblatt, Nr. 12420, S. 1. [1]

Der Zeitungsartikel gibt eine kurze Zusammenfassung der Denkmalsenthüllung vom 19.3.1899 und einige Auszüge der gehaltenen Reden wieder. Interessant ist hier vor allem die Dankesrede des Bruders von Ludwig Mauthner, Direktor der Österreichischen Kreditanstalt Gustav Ritter von Mauthner. Er bedankt sich insbesondere bei Rudolf Weyr für die Darstellung von Ludwig Mauthner, den der Künstler zudem nicht gekannt hatte, in lebensvoller Wahrheit.


Weitere Zusammenfassungen der Denkmalsfeier finden sich in folgenden Zeitungsartikeln:

  • Neues Wiener Journal, 20.3.1899, Nr. 1943, S. 2. [2]
  • Wiener Abendpost, 20.3.1899, Nr. 65, S. 6. [3]

Einzelnachweise

  1. UAW, Senat, S 95.7, 19.12.1894
  2. UAW, Senat, S 95.7, 14.7.1895.
  3. UAW, Senat, S 95.7, 5.11.1895.
  4. UAW, Senat, S 95.7, 9.10.1895.
  5. UAW, Senat, S 95.7, 29.11.1896.
  6. UAW, Senat, S 95.7, 12.11.1898.
  7. UAW, Senat, S 95.7, 12.11.1898.
  8. UAW, Senat, S 95.7, 13.1.1899.
  9. UAW, Senat, S 95.7, 22.12.1898.
  10. UAW, Senat, S 95.7, 19.3.1899.
  11. Maisel 2007, S. 15. UAW, Senat, G.-Z. 454 aus 1944/45.

Literatur

  • Maisel 2007: Maisel, Thomas: Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien 2007, S. 93.
  • Meister 1934: Meister, Richard: Ruhmeshalle der Wiener Universität. Geschichte der Wiener Universität, Wien 1934, S. 116.

Weblinks



Cigdem Özel, 2013SS; Marlene Schweinschwaller, 2014SS