Denkmal Leopold Schrötter von Kristelli
Das Porträtmedaillon des Laryngologen Leopold Schrötter von Kristelli wurde von dem Bildhauer Kaspar Clemens Eduard Zumbusch angefertigt und im Jahr 1937 im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt.
Beschreibung
Das Denkmal für Schrötter von Kristelli (Abb. 1) besteht aus einem bronzenen Porträtmedaillon, das in eine steinerne Platte (Breite ca. 77cm, Höhe ca. 110 cm) eingelassen ist. Das Porträtrelief zeigt Schrötter von Kristelli seitlich im Profil nach links und hat einen Durchmesser von 49 cm. Links des Denkmals befindet sich das Denkmal für den Anglisten Jakob Schipper.

Das runde und schlicht gehaltene Bronzerelief ist durch eine muldenartige Vertiefung in die Steinplatte eingelassen. Diese Vertiefung wirkt wie eine Rahmung, wodurch das Medaillon, welches sich in der oberen Hälfte der Gedenktafel befindet, aufgrund des Materialunterschiedes hervorgehoben wird. Unter dem Medaillon befindet sich eine Inschrift in goldenen Lettern (Abb.3): Dr. LEOPOLD RITTER SCHRÖTTER VON KRISTELLI; PROFESSOR FÜR LARYNGOLOGIE UND INNERE MEDIZIN; 1837 - 1908. Diese nennt den Vor- und Zuname des Geehrten, seinen Tätigkeitsbereich, sowie seine Lebensdaten.
Das Porträtmedaillon zeigt Schrötter-von-Kristelli als älteren Mann im linken Seitenprofil. Der Kopf ist zentral platziert und schließt mit dem Halsansatz am unteren Ende ab. Es ist keine Kleidung sichtbar. Haare, Bart und Mimik sind detailliert ausgeführt und tragen individuelle Züge. Im Allgemeinen ist das Denkmal schlicht gehalten. Bis auf die goldene Inschrift und die Vertiefung um das Medaillon, weist es keine Anzeichen von Ornament auf. Nach außen wird die Steinplatte von einer Leiste abgeschlossen, die ebenfalls an einen Rahmen erinnert.
Das Porträt in Bronze sticht nicht nur aufgrund des dunkleren Materials sofort ins Auge, sondern auch wegen der muldenartigen Vertiefung. Die Erinnerung an ein Grabmonument wird durch die vom Künstler gewählte Form stark unterstützt.
Notizen zur dargestellten Person
Leopold Schrötter von Kristelli war der Begründer der ersten laryngologischen Klinik Europas in Wien und der Erste, der einen Tumor der Trachea mittels eines von ihm entwickelten Instrumentes mit Erfolg entfernte. Schrötters herausragende Leistungen liegen auf dem Gebiet der Kehlkopfchirurgie und im Kampf gegen die Lungentuberkulose. Er war weltweit der erste Dozent der Laryngologie und ein Pionier der Endoskopie der Atemwege.
Entstehungsgeschichte

Der Kunstausschuss beschließt in der Sitzung am 19.März 1936 einstimmig, das von Prof. Zumbusch geschaffene Reliefbildnis, im Arkadenhof der Universität Wien anzubringen.[1] Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass das Relief noch eine geeignete Umrahmung erhält, welche in Material, Größe und Beschriftungsweise ident mit jenem Denkmal Ernst Ludwig sein solle.[2]Als Aufstellungsort wird die dem Denkmal Jakob Schipper (Abb.4) gegenüberstehende Säule vorgeschlagen.[3] Am 24. Juni 1936 stimmt das Professorenkollegium der Medizinischen Fakultät der Anbringung des Denkmals zu.[4] Schrötters Tochter befindet sich zu diesem Zeitpunkt in engen finanziellen Verhältnissen, deshalb veranlasst Dr. Meneghin, der damalige Rektor der Universität Wien, eine Sammlung bei den ehemaligen Schülern Kristellis, welche sich mit der Finanzierung der Umrahmung einverstanden zeigen.[5] Um die Transportkosten für das verwendete Material möglichst niedrig zu halten, wurde als Material der Osliper-Stein vorgeschlagen, welcher im Burgenland gewonnen wird. Er ist wetterfest und hat den großen Vorteil, dass er in kürzester Zeit eine Farbe annimmt, welche künstlerisch zu den Steinpfeilern der Universität gut passt. Er erwähnt ebenfalls die Tafel der Ebner-Eschenbach, die aus demselben Stein gefertigt wurde, bei welchem das Zusammenpassen von Stein und Farbe bisher alle Künstler zufrieden gestellt habe.[6] Die Umrahmung wird bei der Firma von Eduard Hauser für 255 Schilling bestellt. Zunächst war der Oktober 1936 als Monat für die Vollendung des Denkmals vorgesehen, aber es kam zu kleinen Problemen bei der Erstellung. Die Inschrift, zu Beginn als Dr. Leopold Schrötter Ritter von Kristelli geplant, wurde dann auf Vorschlag der Professoren Reitter und Marschik auf Dr. Leopold Ritter Schrötter von Kristelli. Professor für Laryngologie und innere Medizin,1837-1908, korrigiert.[7] Später wurde von Prof. Marschik die zusätzliche Inschrift: Professor für Kehlkopf-und Brustkrankheiten, vorgeschlagen, jedoch wurde er darauf hingewiesen, dass das Denkmal ehrenamtlich von Leopold Bauer organisiert wird und es wieder zu Zeitverzögerungen komme, daraufhin erklärte sich Prof. Marschik mit der vorherigen Inschrift einverstanden.[8] Im Dezember 1936 wurde eine letzte Abänderung in der Gestaltung des Schriftzugs beschlossen. Der Beginn des Schriftzugs, Dr. Leopold Ritter, soll wesentlich kleiner gehalten werden als Schrötter von Kristelli, da es für Verwirrung beim Betrachter sorge und dieser annehmen könnte, dass das Denkmal für einen Herrn Leopold Ritter bestimmt ist. Letztendlich betrugen die Kosten für die Umrahmung 345, 80 Schilling. Als Enthüllungsdatum wurde der 30. Januar 1937, Schrötters 100.Geburtstag festgelegt.[9] Auf der Einladungsliste befanden sich auch Mitglieder des ehemaligen kaiserlichen Hauses, worauf der Rektor der Universität schriftlich mitteilte, dass der vorgesehene Saal in der Universität Wien für so eine hohe Anzahl an Gästen nicht geeignet sei und dass der Raum keine passenden Sitzplätze bieten würde. Daraufhin wurde die Anzahl der Einzuladenden reduziert.[10]
Kunsthistorischer Vergleich und Analyse


Das Denkmal Julius Glaser (Abb.5) ist ein 1888 im Arkadenhof der Universität Wien aufgestelltes Porträt zu Ehren des Juristen Julius Glaser. Es handelt handelt sich um das erste im Arkadenhof aufgestellte Ehrendenkmal[11] und befindet sich neben dem Denkmal Ignaz Seipel mit der laufenden Nummer 52. Das Marmor-Relief ist in Form einer antikisierenden Grabstele mit einem Postament, auf dem sich ein Porträtmedaillon Glasers sowie eine Inschrift befindet, gearbeitet worden. Das Denkmal Julius Glaser wurde wie das "Denkmal Leopold Schrötter von Kristelli" von Kaspar Clemens Eduard Zumbusch angefertigt und ebenfalls im Arkadenhof der Universität Wien aufgestellt (Abb. 5; Vergleich). Das monumentale Denkmal Glasers wurde 1888 gefertigt und das des Kristellis im Jahre 1937. Es liegen also zwischen der Entstehungszeit der beiden Denkmäler 49 Jahre. Trotz der Zeitspanne lassen sich einige Gemeinsamkeiten bei den Werken von Kaspar Clemens Eduard Zumbusch finden. Vorerst unterscheiden sich die beiden Denkmäler in der Aufmachung sehr stark voneinander. Das Denkmal Glasers besteht aus Stein, jenes Schrötters hingegen besteht in der Mitte aus einem Bronzerelief. Das Denkmal für Julius Glaser besteht aus einem zweistufigen Marmoraufbau mit einem Porträt-Relief in der Mitte, das den Verstorbenen im Profil zeigt. Das Porträt zeigt - auch wie im Vergleich zu Kristelli - ein naturgetreues Abbild Glasers. Der Kopf ist bis zum Brustansatz dargestellt, die Augen sind offen und die Haare sowie der Bart des Abgebildeten sind in Locken dargestellt. Der Kopf ist genau bis zur Mitte des Gesichtes dargestellt. Das Monumentalrelief gibt den Kopf nicht im realen Volumen wieder, sondern ist wie auch bei Kristelli sehr stark abgeflacht.
Bezieht man sich ausschließlich auf den Teil der Gedenktafel des Denkmal Julius Glaser und des Denkmal Leopold Schrötter von Kristelli, die von Zumbusch angefertigt wurden, nämlich den des Reliefs, findet man einige Parallelen in der Gestaltung. Man muss die Außenumrahmung außer Betracht lassen. Das auffallendste Merkmal der Gemeinsamkeiten ist, dass beide Mediziner im Seitenprofil dargestellt wurden. Die Merkmale des Kopfes-und Barthaar wurde bei Beiden fein ausgearbeitet. Zumbuschs Denkmäler sind schlicht gehalten und er verwendet bei beiden wenig Ornamente und verzichtet auf besondere Verschnörkelungen.
Ein weiterer Vergleich mit dem Denkmal Ernst Ludwig lässt sich kaum Ausschließen. Gegenübergestellt zeigen sich deutlich Parallelen bis zur vollkommenen Charakterisierung. Es präsentiert sich in der Art von Medaillen oder antiken Münzporträts - wie auch bei dem Kristellis -, dieser Typus ist im Arkadenhof häufiger vorzufinden. Die Steinplatte eingelassene Bronzerelief Ludwigs wird wieder von breiten kreisrunden muldenartigen Vertiefung gerahmt. Ludwigs Kopf ist im Profil nach links wiedergegeben (Abb. 7). Er präsentiert sich mit bereits schwindendem Kopfhaar und langem spitz zulaufenden Bart als älteren weisen Gelehrten.
Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof
Es sind keine Ereignisse nach der Aufstellung im Arkadenhof bekannt.
Quellen
UAW, Senat 91.3.
Einzelnachweise
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.637 ex 1935/36, S.4.
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.637 ex 1935/36, S.5.
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.637 ex 1935/36, S.4.
- ↑ UAW Senat S91.3, Z.1428 ex 1935/36, S.4.
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.637 ex 1935/36, S.11.
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.637 ex 1935/36, S.10.
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.637 ex 1935/36, S.17.
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.637 ex 1935/36, S.26.
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.690 ex 1935/36, S.34.
- ↑ UAW Senat S91.3, S Z.637 ex 1935/36, S.37.
- ↑ Maisel 2007, S.57.
Literatur
- Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien 2007, S. 81.
Weblinks
Es sind keine Weblinks bekannt, die sich dezidiert auf das Denkmal Leopold Schrötter von Kristelli beziehen.
Marlene Schweinschwaller