Denkmal Leopold Oser: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
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[[Bild:Leopold Oser.jpg|thumb|Abb. 1 Carl Wollek, Porträtbüste Leopold Oser (1839-1910), Universität Wien, Arkadenhof, Nr. 146, 1887. unidam]]
[[Bild:Leopold Oser.jpg|thumb|Abb.1: Carl Wollek, Porträtbüste Leopold Oser (1839-1910), Universität Wien, Arkadenhof, Nr. 146, 1887. unidam]]
[[Bild:Maisel plan markiert 146.png|thumb|Abb.2: Lage des Denkmals, Nr. 146, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.]]
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== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Das Denkmal für Leopold Oser befindet sich im [[Arkadenhof der Universität Wien]] an der rechten Seite zwischen dem [[Denkmal Joseph Maximilian Petzval]] und dem Gynäkologendenkmal [[Ignaz Philipp Semmelweis]] (Maisel 2007, Nr. 146). (Abb. 2).<ref>''Maisel 2007''</ref>  
Das Denkmal für Leopold Oser befindet sich im [[Arkadenhof der Universität Wien]] an der rechten Seite zwischen dem [[Denkmal Joseph Maximilian Petzval|Denkmal für Joseph Maximilian Petzval]] und dem Denkmal für den Gynäkologen [[Ignaz Philipp Semmelweis]] (Maisel 2007, Nr. 146). (Abb. 2).<ref>''Maisel 2007''</ref>  
Das gesamte Denkmal ist circa 240 cm hoch und hat eine Grundfläche von 60 x 60 cm. Die Höhe des schwarzen Marmorsockels beträgt 146 cm, Fuß und Kranzgesims sind 60 cm breit, der schmälere Mittelteil 45 cm. Die Büste selbst ist circa 75 cm hoch, die Höhe des Piedestals beträgt 19 cm.


Die Büste für [[Leopold Oser]] (Abb. 1)ist integriert in eine mehrteilige Relieftafel. Sie besteht aus weißen Mamor und präsentiert den Verstorbenen in Frontalansicht.Die Büste ist frontal ausgerichtet. Der strenge Blick wendet sich an den Betrachter. Die etwas in die Ferne blickenden Augen und die leicht hochgezogenen Brauen verleihen ihm einen starken Ausdruck. Tiefe Falten im Stirnbereich und der lange, nach unten verlaufende Schnurrbart zeigen ein realistisches Bild des Arztes. Die Haare sind streng zur Seite gescheitelt. Die Form des Unterbartes schließt mit der Struktur des Kragens und des Hemdes ab. Dadurch entsteht ein symmetrischer Aufbau. Oser trägt einen Anzug mit Masche. Die Masche ist eng um den Hals umschlungen, wobei sie etwas von der Länge des Bartes verdeckt wird. Der Oberkörper ist ohne Ausbildung der Arme dargestellt. Den unteren Abschluss bildet ein rechteckiger Streifen mit Blättern und Knospen verziert. Er wirkt etwas heller, wie der Rest; dies wahrscheinlich an der Ausarbeitung liegt. Der Abschluss ist schlicht und geradlinig. Es rundet das schlichte und strenge Gesamtbild des Leopold Osers gut ab.
Die Büste für [[Leopold Oser]] (Abb. 1) ist eingefügt in eine mehrteilige Relieftafel. Sie besteht aus weißen Mamor und präsentiert den Verstorbenen in Frontalansicht. Der strenge Blick wendet sich an den Betrachter. Die etwas in die Ferne blickenden Augen und die leicht hochgezogenen Brauen verleihen ihm diesen starken Ausdruck. Tiefe Falten im Stirnbereich und der lange, nach unten verlaufende Schnurrbart zeigen ein an der Realität orientiertes Bild des Arztes. Die Haare sind streng zur Seite gescheitelt. Die Form des Unterbartes schließt mit der Struktur des Kragens und des Hemdes ab. Dadurch entsteht ein symmetrischer Aufbau. Oser trägt einen Anzug mit Masche. Diese ist eng um den Hals geschlungen, wobei sie etwas von der Länge des Bartes verdeckt wird. Der Oberkörper ist ohne Arme dargestellt. Den unteren Abschluss bildet die rechteckige Vorderfläche der Basis, die mit Lorbeerblätterzweigen verziert ist.
Der Büstenabschnitt ist nach unten durch Schulter und Brust, beziehungsweise die Körpermitte begrenzt. Die Büste schließt im unteren Teil mit einer verzierten Leiste ab. Sie sitzt auf einem rechteckigen Sockel aus grau- melierten Stein. Der Sockel beinhaltet in der Mitte die Inschrift über die Professur und den Lebensdaten des Verstorbenen in goldenen Großbuchstaben: LEOPOLD OSER; PROFESSUR DER INTERNEN MEDIZIN; 1839 - 1910 (Abb 2). Trotz Anfragen und Bitten des Senates an Carl Wollek auf eine goldene Inschrift zu verzichten, wurde sie in Gold ausgeführt<ref>UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmanns der artistischen Kommission der k.k. Universität Wien an [[Carl Wollek]] </ref> (Abb 3)<ref>UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmanns der artistischen Kommission der k.k. Universität Wien an Carl Wollek </ref>.  


[[Bild:Carl_Wollek_Ansuchen.jpg|thumb|Abb.4: Schreiben an Carl Wollek, akademischer Senat der artistischen Kommission k.k. Univeristät Wien, 27. Juni. 1917, UAW]]
Der Büstenabschnitt zeigt Oser bis etwa zur Körpermitte. Die Büste aus hellem Marmor sitzt auf einem rechteckigen Sockel aus grau-meliertem Stein, ähnlich Granit. Der Sockel beinhaltet in der Mitte die Inschrift über die Professur und den Lebensdaten des Verstorbenen in gold gefassten Versalien: LEOPOLD OSER; PROFESSUR DER INTERNEN MEDIZIN; 1839 - 1910.
 
[[Bild:Carl_Wollek_Ansuchen.jpg|thumb|Abb.3: Schreiben an Carl Wollek, akademischer Senat der artistischen Kommission k.k. Univeristät Wien, 27. Juni. 1917, UAW Senat S 95.15]]


== Notizen zur Dargestellten Person ==
== Notizen zur Dargestellten Person ==
[[Leopold Oser]] (*27. Juli 1839 in Mikulov/Tschechische Republik; † 22. August 1910 in Gainfarn/Niederösterreich) war ein österreichischer Internist. Leopold Oser studierte 1856-1861an der Universität Wien Medizin und promovierte 1862 zum Dr.med. Dr.chir. und Mag.obstet..<ref> Oser, Leopold, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 258 </ref> 1872 habilitierte er sich für Innere Medizin und wurde 1885 zum außerordentlichen Professor (1902 tit o. Prof.) ernannt.<ref> ''Maisel 2007'': Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität, Wien u.a. 2007, S. 105. , S. 99 </ref> Oser förderte durch zahlreiche Untersuchungen, besonders die Lehre von den Erkrankungen des Magens und der Bauchspeicheldrüse. Er war seit 1872 Primararzt des Spitals der israelitischen Kulturgemeinde und seit 1873 Mitglied des niederösterreichischen Sanitäterrates, später auch dessen Vorsitzender.<ref> ''Maisel 2007'': Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität, Wien u.a. 2007, S. 105. , S. 99 </ref>
[[Leopold Oser]] (*27. Juli 1839 in Mikulov/Tschechische Republik; † 22. August 1910 in Gainfarn/Niederösterreich) war ein österreichischer Internist. Oser förderte durch zahlreiche Forschungen besonders die Lehre von den Erkrankungen des Magens und der Bauchspeicheldrüse.  


== Entstehungsgeschichte ==
== Entstehungsgeschichte ==
Das Ansuchen der Denkmalerrichtung erfolgte durch die Witwe Osers ein paar Jahre nach dessen Tod und wurde von der medizinischen Fakultät befürwortet.Im Dezember 1915 hatte [[Carl Wollek]] dem Akademischem Senat der Universität Wien bereits einen Entwurf des Denkmals vorgelegt, dieser blieb jedoch ohne Antwort des Senats.<ref> UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. Februar 1916 </ref> Auf Wunsch der Witwe Amelie Oser sollte das Werk bis Juni 1916 fertig sein. Der Bildhauer Carl Wollek hatte bereits eine Skizze angefertigt und wartete auf Antwort des Rektors, ob es genehmigt wird.<ref> UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. März 1916 </ref>
Das Ansuchen der Denkmalserrichtung erfolgte durch die Witwe Osers ein paar Jahre nach dessen Tod und wurde von der medizinischen Fakultät befürwortet. Im Dezember 1915 hatte [[Carl Wollek]] dem Akademischem Senat der Universität Wien bereits einen Entwurf des Denkmals vorgelegt, dieser blieb jedoch ohne Antwort des Senats.<ref> UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. Februar 1916 </ref> Auf Wunsch der Witwe Amelie Oser sollte das Werk bis Juni 1916 fertig sein. Der Bildhauer Carl Wollek hatte bereits eine Skizze angefertigt und wartete auf Antwort des Rektors, ob es genehmigt werden würde.<ref> UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. März 1916 </ref>
Das Werk sollte an einem Gedenktag im Juni aufgestellt werden, Wollek wartete auf den Bescheid um mit der Ausführung in Marmor beginnen zu können, da das Vorhaben sehr langwierig sei.<ref> UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. Februar 1916 </ref>
Das Werk sollte an einem Gedenktag im Juni aufgestellt werden, Wollek wartete auf den Bescheid um mit der Ausführung in Marmor beginnen zu können, da das Vorhaben sehr langwierig sei.<ref> UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. Februar 1916 </ref>
Wollek bekam keine Zustimmung für den Entwurf vom Obmann der artistischen Kommission des akademischen Senates, er sollte daraufhin einen neuen Entwurf vorlegen.<ref> UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obamns des akademischen Senat der k.k. Universität Wien an Carl Wollek </ref>
Wollek bekam keine Zustimmung für den Entwurf vom Obmann der artistischen Kommission des akademischen Senates, er sollte daraufhin einen neuen Entwurf vorlegen.<ref> UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmanns des akademischen Senat der k.k. Universität Wien an Carl Wollek </ref>
Die artistische Kommission des akademischen Senates der k.k. Universität Wien hat in der Sitzung vom 21.Juni 1917 das von Wollek im Arkadenhof bereits aufgestellte Denkmal des verstorbenen Hofrates Prof. Dr. Leopold Oser genehmigt. Er wurde jedoch verpflichtet, aus der Inschrift das Gold entfernen zu lassen (Abb 3).<ref>UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmannes der artistischen Komission der k.k. Universität Wien an Carl Wollek </ref>
Die artistische Kommission des akademischen Senats der k.k. Universität Wien hat in der Sitzung vom 21.Juni 1917 das von Wollek im Arkadenhof bereits aufgestellte Denkmal des verstorbenen Hofrates Prof. Dr. Leopold Oser genehmigt. Er wurde jedoch verpflichtet, aus der Inschrift das Gold entfernen zu lassen (Abb 3).<ref>UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmannes der artistischen Komission der k.k. Universität Wien an Carl Wollek </ref> Trotz Anfragen und Bitten des Senates an Carl Wollek auf eine goldene Inschrift zu verzichten, wurde sie in Gold ausgeführt (Abb. 3).<ref>UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmanns der artistischen Kommission der k.k. Universität Wien an Carl Wollek</ref>  


== Kunsthistorischer Vergleich und Analyse ==
== Kunsthistorischer Vergleich und Analyse ==
[[Bild:Inama Bueste.jpg|thumb|Abb. 5: Denkmal für Karl Theodor von Inama-Sternegg im Arkadenhof, Büste]]
[[Bild:Inama Bueste.jpg|thumb|Abb.4: Denkmal für Karl Theodor von Inama-Sternegg im Arkadenhof, Büste]]
[[Bild: Denmal_Anton_Menger_Bueste.jpg |thumb|Abb.6: Büste von [[Anton Menger]] ]]
[[Bild: Denmal_Anton_Menger_Bueste.jpg |thumb|Abb.5: Büste von [[Anton Menger]] ]]
[[Bild: Oser_Vergleich.jpg |thumb|Abb.7: Büsten Verleich, Leopold Oser, [[Karl Theodor von Inama-Sternegg]] und [[Anton Menger]] ]]
[[Bild: Oser_Vergleich.jpg |thumb|Abb.6: Büsten Verleich, Leopold Oser, [[Karl Theodor von Inama-Sternegg]] und [[Anton Menger]] ]]
Carl Wollek hat mit seinem Spätwerk für die Gestaltung seines Büsten-Portraits einen schlichten Stil gewählt. Unter den Denkmälern des Arkadenhofes finden sich zwei weitere Beispiele, die im selben Jahre - eine spätere Periode - entstanden sind. Sowohl das Ehrendenkmal [[Karl Theodor von Inama-Sternegg]] (Abb.5), im Jahre 1915 von dem Bildhauer [[Edmund Klotz]] als auch das Denkmal für [[Anton Menger]] (Abb.6) von [[Richard Kauffungen]] zählen zu den späteren Werken des [[Arkadenhof der Universität Wien]].  
Carl Wollek hat mit seinem Spätwerk für die Gestaltung des Denkmals einen sehr schlichten Stil gewählt. Unter den Denkmälern des Arkadenhofes finden sich zwei weitere Beispiele, die im selben Jahr entstanden sind. Sowohl das Ehrendenkmal [[Karl Theodor von Inama-Sternegg]] (Abb.4), im Jahre 1915 von dem Bildhauer [[Edmund Klotz]] als auch das Denkmal für [[Anton Menger]] (Abb.5) von [[Richard Kauffungen]] zählen zu den Werken des [[Arkadenhof der Universität Wien]] aus dieser Zeit.  


Beide Portrait-Büsten zeigen den leicht überlebensgroßen, allansichtig dargestellten Kopf der Gelehrten in streng frontaler Ansicht. Der konzentrierte ernste Blick in die Ferne, zeichnet eine Gemeinsamkeit der Monumentalfiguren von Sternegg und Oser. Der Blick des im Jahre 1919 entstandene Büste des Anton Menger ist zur Seite gerichtet. Durch den angestrengten Gesichtsausdruck  treten die Augenbrauen mit deutlichen Wülsten hervor und lässt die Mimik umso strenger wirken. Alle drei Denkmäler-Portraits sind ernst und starr nach vorne gerichtet. Wenn man alle drei gegenüberstellt lassen sich die Parallelen dieser drei Figuren noch besser ausmachen: Die Dargestellte wurden von den Künstlern bis zum Brustbereich ausgeführt, der Oberarm- und Schulterbereich wurde jedoch nicht vollständig verwirklicht, sondern durch einen klaren Schnitt begrenzt. Alle drei Firguren zeigen sich dem Betrachter im fortgeschrittenen Alter. Im Gegesantz zu Sternegg, der nackt abgebildet ist, zeigen sich Oser und Menger dem Betrachter mit Kleidung, die weicher und nicht so detailliert ausgeführt wie der Kopf sind. Alle drei Figuren präsentieren sich stark und realistisch. (Abb.7)
Beide Porträtbüsten zeigen den leicht überlebensgroßen, allansichtig dargestellten Kopf des Gelehrten in streng frontaler Ansicht. Der konzentrierte ernste Blick in die Ferne zeichnet eine Gemeinsamkeit der Monumentalfiguren von Sternegg und Oser aus. Der Blick des im Jahre 1919 entstandene Büste des Anton Menger ist zur Seite gerichtet. Durch den angestrengten Gesichtsausdruck  treten die Augenbrauen mit deutlichen Wülsten hervor und lässt die Mimik umso strenger wirken. Alle drei Denkmäler-Portraits sind ernst und starr nach vorne gerichtet. Wenn man alle drei gegenüberstellt lassen sich die Parallelen dieser drei Figuren noch besser festmachen: Der Dargestellte wurden von den Künstlern bis zum Brustbereich ausgeführt, der Oberarm- und Schulterbereich wurde jedoch nicht vollständig realisiert, sondern durch einen klaren Schnitt begrenzt. Alle drei Firguren zeigen sich dem Betrachter im fortgeschrittenen Alter. Im Gegesantz zu Sternegg, der in klassischer Nacktheit abgebildet ist, zeigen sich Oser und Menger dem Betrachter mit zeitgenössischer Kleidung, die weicher und nicht so detailliert ausgeführt ist wie der Kopf. Alle drei Figuren präsentieren sich stark und realistisch. (Abb.6)


== Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof ==
== Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof ==
Es sind keine Ereignisse bekannt.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme sollte im November 1938 die „Langemarck“-Feier durch NS-Studenten im Arkadenhof stattfinden. Im Zuge der Vorbereitungen wurden willkürlich Denkmäler für Professoren, die nach NS-Kriterien als „jüdisch“ eingestuft wurden, als unerträglich angesehen und beschädigt, mit Farbe beschmiert oder umgestürzt.
Rektor Fritz Knoll ließ in der Folge einer Überprüfung betreffend der Konformität der dargestellten Professoren mit den NS-Rassegesetzen, insgesamt 17 Denkmäler abtragen und in Depots lagern.<ref>Maisel 2007, S. 15</ref> Darunter war auch das Denkmal für Leopold Oser. Nach Kriegsende wurden im Jahr 1947 alle beschädigten und entfernten Denkmäler wieder im Arkadenhof aufgestellt.


== Quellen ==
== Quellen ==
UAW Senat S 95.15  
*UAW Senat S 95.15  
 
*Oser, Leopold, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 258
Oser, Leopold, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 258


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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== Darstellungen ==
== Darstellungen ==
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Bild:Oser_Tafel.jpg|Oser Tafel, Billroth.
Bild:Oser_Tafel.jpg|Abb.7: Oser Tafel, Billroth.
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''Dragana Ivic, Marlene Schweinschwaller''


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Aktuelle Version vom 28. September 2015, 15:59 Uhr

Abb.1: Carl Wollek, Porträtbüste Leopold Oser (1839-1910), Universität Wien, Arkadenhof, Nr. 146, 1887. unidam
Abb.2: Lage des Denkmals, Nr. 146, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.

Das Denkmal für den Mediziner Leopold Oser (1839-1910) wurde von dem Bildhauer Carl Wollek (1862-1936) für den Arkadenhof der Universität Wien geschaffen und 1917 enthüllt.

Beschreibung

Das Denkmal für Leopold Oser befindet sich im Arkadenhof der Universität Wien an der rechten Seite zwischen dem Denkmal für Joseph Maximilian Petzval und dem Denkmal für den Gynäkologen Ignaz Philipp Semmelweis (Maisel 2007, Nr. 146). (Abb. 2).[1]

Die Büste für Leopold Oser (Abb. 1) ist eingefügt in eine mehrteilige Relieftafel. Sie besteht aus weißen Mamor und präsentiert den Verstorbenen in Frontalansicht. Der strenge Blick wendet sich an den Betrachter. Die etwas in die Ferne blickenden Augen und die leicht hochgezogenen Brauen verleihen ihm diesen starken Ausdruck. Tiefe Falten im Stirnbereich und der lange, nach unten verlaufende Schnurrbart zeigen ein an der Realität orientiertes Bild des Arztes. Die Haare sind streng zur Seite gescheitelt. Die Form des Unterbartes schließt mit der Struktur des Kragens und des Hemdes ab. Dadurch entsteht ein symmetrischer Aufbau. Oser trägt einen Anzug mit Masche. Diese ist eng um den Hals geschlungen, wobei sie etwas von der Länge des Bartes verdeckt wird. Der Oberkörper ist ohne Arme dargestellt. Den unteren Abschluss bildet die rechteckige Vorderfläche der Basis, die mit Lorbeerblätterzweigen verziert ist.

Der Büstenabschnitt zeigt Oser bis etwa zur Körpermitte. Die Büste aus hellem Marmor sitzt auf einem rechteckigen Sockel aus grau-meliertem Stein, ähnlich Granit. Der Sockel beinhaltet in der Mitte die Inschrift über die Professur und den Lebensdaten des Verstorbenen in gold gefassten Versalien: LEOPOLD OSER; PROFESSUR DER INTERNEN MEDIZIN; 1839 - 1910.

Abb.3: Schreiben an Carl Wollek, akademischer Senat der artistischen Kommission k.k. Univeristät Wien, 27. Juni. 1917, UAW Senat S 95.15

Notizen zur Dargestellten Person

Leopold Oser (*27. Juli 1839 in Mikulov/Tschechische Republik; † 22. August 1910 in Gainfarn/Niederösterreich) war ein österreichischer Internist. Oser förderte durch zahlreiche Forschungen besonders die Lehre von den Erkrankungen des Magens und der Bauchspeicheldrüse.

Entstehungsgeschichte

Das Ansuchen der Denkmalserrichtung erfolgte durch die Witwe Osers ein paar Jahre nach dessen Tod und wurde von der medizinischen Fakultät befürwortet. Im Dezember 1915 hatte Carl Wollek dem Akademischem Senat der Universität Wien bereits einen Entwurf des Denkmals vorgelegt, dieser blieb jedoch ohne Antwort des Senats.[2] Auf Wunsch der Witwe Amelie Oser sollte das Werk bis Juni 1916 fertig sein. Der Bildhauer Carl Wollek hatte bereits eine Skizze angefertigt und wartete auf Antwort des Rektors, ob es genehmigt werden würde.[3] Das Werk sollte an einem Gedenktag im Juni aufgestellt werden, Wollek wartete auf den Bescheid um mit der Ausführung in Marmor beginnen zu können, da das Vorhaben sehr langwierig sei.[4] Wollek bekam keine Zustimmung für den Entwurf vom Obmann der artistischen Kommission des akademischen Senates, er sollte daraufhin einen neuen Entwurf vorlegen.[5] Die artistische Kommission des akademischen Senats der k.k. Universität Wien hat in der Sitzung vom 21.Juni 1917 das von Wollek im Arkadenhof bereits aufgestellte Denkmal des verstorbenen Hofrates Prof. Dr. Leopold Oser genehmigt. Er wurde jedoch verpflichtet, aus der Inschrift das Gold entfernen zu lassen (Abb 3).[6] Trotz Anfragen und Bitten des Senates an Carl Wollek auf eine goldene Inschrift zu verzichten, wurde sie in Gold ausgeführt (Abb. 3).[7]

Kunsthistorischer Vergleich und Analyse

Abb.4: Denkmal für Karl Theodor von Inama-Sternegg im Arkadenhof, Büste
Abb.5: Büste von Anton Menger
Abb.6: Büsten Verleich, Leopold Oser, Karl Theodor von Inama-Sternegg und Anton Menger

Carl Wollek hat mit seinem Spätwerk für die Gestaltung des Denkmals einen sehr schlichten Stil gewählt. Unter den Denkmälern des Arkadenhofes finden sich zwei weitere Beispiele, die im selben Jahr entstanden sind. Sowohl das Ehrendenkmal Karl Theodor von Inama-Sternegg (Abb.4), im Jahre 1915 von dem Bildhauer Edmund Klotz als auch das Denkmal für Anton Menger (Abb.5) von Richard Kauffungen zählen zu den Werken des Arkadenhof der Universität Wien aus dieser Zeit.

Beide Porträtbüsten zeigen den leicht überlebensgroßen, allansichtig dargestellten Kopf des Gelehrten in streng frontaler Ansicht. Der konzentrierte ernste Blick in die Ferne zeichnet eine Gemeinsamkeit der Monumentalfiguren von Sternegg und Oser aus. Der Blick des im Jahre 1919 entstandene Büste des Anton Menger ist zur Seite gerichtet. Durch den angestrengten Gesichtsausdruck treten die Augenbrauen mit deutlichen Wülsten hervor und lässt die Mimik umso strenger wirken. Alle drei Denkmäler-Portraits sind ernst und starr nach vorne gerichtet. Wenn man alle drei gegenüberstellt lassen sich die Parallelen dieser drei Figuren noch besser festmachen: Der Dargestellte wurden von den Künstlern bis zum Brustbereich ausgeführt, der Oberarm- und Schulterbereich wurde jedoch nicht vollständig realisiert, sondern durch einen klaren Schnitt begrenzt. Alle drei Firguren zeigen sich dem Betrachter im fortgeschrittenen Alter. Im Gegesantz zu Sternegg, der in klassischer Nacktheit abgebildet ist, zeigen sich Oser und Menger dem Betrachter mit zeitgenössischer Kleidung, die weicher und nicht so detailliert ausgeführt ist wie der Kopf. Alle drei Figuren präsentieren sich stark und realistisch. (Abb.6)

Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme sollte im November 1938 die „Langemarck“-Feier durch NS-Studenten im Arkadenhof stattfinden. Im Zuge der Vorbereitungen wurden willkürlich Denkmäler für Professoren, die nach NS-Kriterien als „jüdisch“ eingestuft wurden, als unerträglich angesehen und beschädigt, mit Farbe beschmiert oder umgestürzt. Rektor Fritz Knoll ließ in der Folge einer Überprüfung betreffend der Konformität der dargestellten Professoren mit den NS-Rassegesetzen, insgesamt 17 Denkmäler abtragen und in Depots lagern.[8] Darunter war auch das Denkmal für Leopold Oser. Nach Kriegsende wurden im Jahr 1947 alle beschädigten und entfernten Denkmäler wieder im Arkadenhof aufgestellt.

Quellen

  • UAW Senat S 95.15
  • Oser, Leopold, In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 258

Einzelnachweise

  1. Maisel 2007
  2. UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. Februar 1916
  3. UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. März 1916
  4. UAW Senat S 95.15 Schreiben Wolleks an den akademischen Senat der k.k. Universität Wien vom 10. Februar 1916
  5. UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmanns des akademischen Senat der k.k. Universität Wien an Carl Wollek
  6. UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmannes der artistischen Komission der k.k. Universität Wien an Carl Wollek
  7. UAW Senat S 95.15 Schreiben des Obmanns der artistischen Kommission der k.k. Universität Wien an Carl Wollek
  8. Maisel 2007, S. 15

Darstellungen


Dragana Ivic, Marlene Schweinschwaller