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Version vom 17. August 2014, 17:30 Uhr
Das Denkmal für den Meteorologen und Mathematiker Josef Maria Pernter wurde vom Bildhauer Michael Drobil ausgeführt. Es wurde am 25.6.1935 im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt.
Beschreibung
Das Denkmal für Joseph Maria Pernter ist an einem Pfeiler im westlichen Gang des Arkadenhofes gegenüber der Denkmalgruppe van Swieten (Maisel 2007: Nr. 36), Jacquin (Maisel 2007: Nr. 35) und Ingen-Housz (Maisel 2007: Nr. 37) angebracht; bei Maisel 2007 wird es mit der Nummer 34 angeführt (Abb. 2).[1]
Es ist im Vergleich mit anderen Denkmälern des Arkadenhofs relativ schlicht gehalten: Drobil hat das Antlitz Pernters als Reliefskulptur ausgeführt, die auf einer rechteckigen Platte mit einer Breite von ca. 58 cm und einer Höhe von ca. 92 cm appliziert ist. Skulptur und Platte wurden aus leicht gesprenkeltem Unterberger Marmor brauner Färbung gearbeitet.
Pernters Antlitz ist plastisch ausgearbeitet, jedoch am Hinterkopf fest mit der Reliefplatte verbunden. Erst mit dem beginnenden Halsansatz verliert die Skulptur an Plastizität und verschmilzt immer mehr mit dem Grund. Der Kopf ist frontal dargestellt und zeigt den Geehrten als älteren Mann mit fülligem Kinn- und Oberlippenbart. Die längeren Haare sind zur rechten Seite gekämmt und verlaufen hinter dem Ohr hinab, bevor sie sich mit dem Reliefgrund verbinden. Das Gesicht des Wissenschaftlers zeigt einen ruhigen Blick, der leicht nach oben gerichtet ist. Die Augenbrauen sind im Gegensatz zum buschigen Bart wenig betont und unterstreichen den beruhigten Ausdruck. Die Augen werden von Schlupfliedern und charakteristischen Tränensäcken gerahmt, die dem Denkmal gleichzeitig einen naturalistischen Ausdruck verleihen. Unter der Skulptur wurde die folgende, vergoldete Inschrift angebracht: „JOSEPH M. PERNTER, PROF. FÜR PHYSIK D. ERDE, 1848-1908“.
Drobil gelingt es, den Kopf der Skulptur nicht einfach auf eine Grundplatte zu setzen, sondern regelrecht aus ihr herauswachsen zu lassen, so als würde eine vollplastische Büste gerade entstehen, die noch aus dem Stein gehauen werden müsste. Die Kleidung Pernters und die Schulterpartie sind nur noch durch Ritzungen angedeutet. Rechts unterhalb des Halses befindet sich die Unterschrift des Künstlers. Ikonographische Attribute, die auf die Tätigkeit des Gelehrten und Universitätsprofessors zurückzuführen wären, sind nicht vorhanden.
Notizen zur dargestellten Person
Josef Maria Pernter (* 15. März 1848 Neumarkt, Südtirol - † 20. Dezember 1908 Arco, Trentino) war ein österreichischer Meteorologe, der während und nach seiner wissenschaftlichen Laufbahn den Ausbau der wissenschaftlichen Fakultät für Klimatologie und Meteorologie an der Universität Wien förderte. Als Direktor des Zentralinstituts für Meteorologie und Geodynamik leitete er die Organisation und setzte dessen Erweiterung durch, während sein Fokus immer auf der wissenschaftlichen Arbeit, der Forschung, lag.
Entstehungsgeschichte
Ein erster Antrag zur Würdigung der Person Pernters mit einem Denkmal im Arkadenhof wurde bereits 1929 vom Meteorologen Felix M. Exner, einem Nachfolger Pernters als Direktor des Zentralinstituts für Meteorologie und Geodynamik, gestellt. Dieser Antrag wurde jedoch auf Grund des Todes Exners vorläufig nicht weiter verfolgt und erst viel später, in einer Sitzung des Professorenkollegiums der philosophischen Fakultät vom 5. März 1932, wieder aufgenommen.[2]
Das daraufhin gewählte Komitee hielt am 23. April des Jahres eine Sitzung ab, in welcher dem Kollegium vorgeschlagen wurde, um die Erlaubnis des Akademischen Senats zur Aufstellung eines Denkmals für Josef Maria Pernter im Arkadenhof der Universität Wien anzusuchen, um dessen Leistungen um die meteorologische Wissenschaft zu würdigen. In seiner Sitzung vom 7. Mai 1932 erteilte das Professorenkollegium dem seine Zustimmung und stellte in der Folge den Antrag an den Akademischen Senat, für Pernter im Arkadenhof der Universität ein Denkmal in Form eines Reliefs zu errichten. In seiner Sitzung vom 17. Juni 1932 erteilte der Akademische Senat diesem Antrag seine Zustimmung.[3]
Wilhelm Schmidt, der Vorstand der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, und Obmann des Denkmalkomitees für Josef Maria Pernter ersuchte in weiterer Folge den Bildhauer Josef Tautenhayn unverbindlich einen Entwurf für das Pernterdenkmal an den Vorsitzenden der Artistischen Kommission des Akademischen Senats, dem Dermatologen Gustav Riehl, zu richten. Der von Tautenhayn an Riel übermittelte Entwurf, der sich im Akt des UAW befindet,[4] war Gegenstand einer Sitzung der Artistischen Kommission des Akademischen Senats vom 29. November 1932. Man kam jedoch zum Entschluss, dass die Bildhauer Alfred Hofmann und Michael Drobil aus künstlerischer Sicht Tautenhayn vorzuziehen wären. Drobil wurde dabei letztlich der Vorzug gegeben, da dieser – anders als Hofmann, der 1929 bereits das Denkmal Carl Menger geschaffen hatte – zu dieser Zeit noch mit keinem Werk im Arkadenhof vertreten war. Der Akademische Senat beauftragte daraufhin das Denkmalkomitee sich mit Drobil zu verständigen. Bedenken, die von Vertretern des Komitees im Hinblick auf eine mangelnden Bekanntheit Drobils bzw der im Vergleich mit einer Werkerstellung durch Tautenhayn allenfalls höheren Kosten geäußert wurden, begegnete der Senat mit dem Hinweis, dass, sollte man sich mit Drobil nicht einigen können oder dessen Entwürfe nicht zufriedenstellend sein, man andere Optionen erneut zu prüfen hätte.
Daraufhin wurden zwei Gipsentwürfe (jeweils einer) von Drobil und Tautenhayn an den Rektor und in weiterer Folge an die Artistische Kommission übermittelt. Diese beschäftigte sich in einer Sitzung vom 5. Dezember 1934 mit den Entwürfen, wies jedoch beide wegen mangelnder Ähnlichkeit mit der Person Pernters als für die Ausführung ungeeignet zurück. Zur Erzielung einer entsprechenden Portraitähnlichkeit sollte der Sohn Josef Pernters, der seinerzeitige Staatssekretär Hans Pernter, den Künstlern Bildnisse seines Vaters zur Verfügung stellen. Drobil und Tautenhayn sollten auf dieser Basis neue Entwürfe schaffen.[5] Zwischenzeitig wurden die bereits geschaffenen Entwürfe Hans Pernter zur Beurteilung übermittelt. Dieser teilte dazu mit, dass nach seinem Urteil der Entwurf von Tautenhayn völlig misslungen wäre und nicht weiter verfolgt werden sollte.
Drobils zweiter Gipsentwurf war in weiterer Folge Gegenstand der Sitzung der Artistischen Kommission des Akademischen Senats vom 19. März 1935, in welcher dessen Annahme einhellig beschlossen wurde. Da der vorliegende Entwurf aus technischen Gründen nicht in Bronze ausgeführt werden konnte - und vermutlich auch, weil das Denkmalkomitee an Stelle der eigentlich intendierten Schilling 1.800 nur 900 aufbringen konnte - wurde beschlossen das Denkmal in Stein auszuführen.[6] Als Ort der Aufstellung wurde ein Pfeiler gegenüber der Denkmalgruppe van Swieten (Maisel 2007: Nr. 36) Jacquin (Maisel 2007: Nr. 35) und Ingen-Housz (Maisel 2007: Nr. 37) ausgewählt.
Die Ausführung des Denkmals erfolgte nicht - wie ursprünglich vom Denkmalkomitee intendiert - in weißem Marmor, sondern - auf Wunsch der artistischen Komission, die ein dunkleres Material vorgeschlagen hatte, das nicht zu hart mit dem dunklen Pfeiler kontrastieren sollte - in Unterberger Marmor brauner Färbung.[7]
Am 25.6.1935 wurde schließlich ein Festakt im großen Festsaal der Universität Wien abgehalten und in dessen Anschluss das Denkmal für Josef Maria Pernter im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt.[8][9]
Kunsthistorischer Vergleich und Analyse



Es liegen keine weiteren Darstellungen Pernters vor, die für einen kunsthistorischen Vergleich herangezogen werden können. Die Provenienz eines im Internet als Fotografie Pernters veröffentlichten Bildnisses (Abb. 9) ist nicht geklärt. Auch die im Akt befindliche Skizze Tautenhayns ist für einen kunsthistorischen Vergleich nicht aussagekräftig, da ja letztlich nicht er, sondern Drobil mit der Schaffung des Werks beauftragt wurde. Jene Fotos von Pernter, nach denen Drobil nach den Aufzeichnungen des UAW das Denkmal geschaffen haben soll (vgl. die Ausführungen zur Entstehungsgeschichte), sind nicht gesichert.
Die aktenkundlichen Informationen erlauben aber jedenfalls Einblicke in den künstlerischen Schaffensprozess: Der Bildhauer hat offenbar nach unterschiedlichen Fotos gearbeitet und nicht nach bereits bestehenden Kunstwerken, die es (vermutlich) auch gar nicht gegeben hat. Die fehlende Ähnlichkeit der ersten Entwürfe mit der Person Pernters und die Schaffung eines neuen Entwurfs nach dafür übermittelten Fotografien lassen darauf schließen, dass das akzeptierte und ausgeführte Denkmal diese Ansprüche sehr wohl erfüllt hat und wir folglich ein weitgehend naturgetreues Abbild Pernters vor uns haben. Es ist also davon auszugehen, dass es Drobil gelungen ist, die charakteristischen Merkmale der äußeren Erscheinung Pernters erfolgreich abzubilden.
Darüber hinaus bringt Drobil aber auch die Wesenszüge der Persönlichkeit Pernters durch seine Büste zum Ausdruck: In diesem Zusammenhang ist auf den in die Ferne gerichteten, geradezu visionär erscheinenden Blick des Geehrten zu verweisen, der durch die weit geöffneten Augenlider und den Verzicht auf die Ausarbeitung einer Iris eine besondere Steigerung erfährt. Es handelt sich hierbei um eine unmissverständliche Anspielung auf den Weitblick in wissenschaftlichen und organisatorischen Belangen für den Pernter bekannt war und besonders geschätzt wurde (vgl. dazu die Festrede anlässlich der Denkmalenthüllung). [10]
Verglichen mit den anderen beiden Reliefdenkmälern, die von Drobil für Max Hussarek von Heinlein und Eduard von Hofmann später für den Arkadenhof der Universität Wien geschaffen wurden, fällt auf, dass diese weder in einer derartigen Frontalität noch so plastisch ausgearbeitet sind. Diese beiden Denkmäler wurden vielmehr in 3/4 Ansicht dargestellt und lassen bereits die Gesichtsfläche mit dem Hintergrund verschmelzen. Der Kopf von Pernter erscheint dahingegen eher wie eine Büste. Auffällig ist außerdem, dass Spuren der Bearbeitung des Materials bei dem für Pernter geschaffenen Denkmal nur im Bereich des Halses und der Schultern sichtbar sind, wohingegen bei den Denkmälern für Max Hussarek von Heinlein und Eduard von Hofmann die Werkzeugabdrücke bereits in den Haaren sichtbar sind. Natürlich muss hier auch der große zeitliche Abstand der Arbeiten berücksichtigt werden: Das Pernter Denkmal ist das erste von Drobil im Arkadenhof (1935), die anderen beiden folgten erst 1947 und 1954.
Da wie dort fällt jedoch der Kontrast zwischen dem schnell modellierten Hintergrund und den völlig ausgearbeitetem Gesichtszügen der Geehrten ins Auge. Auch wenn nicht in jedem kleinen Detail, so ist doch im Allgemeinen eine klare Akzentsetzung erkennbar: Auf die charakteristischen Gesichtszüge des Geehrten kommt es an, nicht auf den Hinter- bzw. Untergrund.
Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof
Das Denkmal wurde seit seiner Enthüllung soweit ersichtlich nicht abgenommen oder an eine andere Stelle versetzt. Es ist nicht bekannt wann und aus welchem Grund sich die Risse zwischen den Augenbrauen bildeten oder ob diese, sowie die weißliche Farbe an der rechten Schläfe die Folge einer Fremdeinwirkung sind.
Quellen
- UAW, Senat S 90.26,: Transkript des Sitzungsberichts vom 7.5.1932.
- UAW, Senat S 90.26,: Amtsvermerk vom 20.6.1932.
- UAW, Senat S 90.26,: Sitzungsbericht vom 29.11.1933.
- UAW, Senat S 90.26,: Amtsvermerk vom 5.12.1934.
- UAW, Senat S 90.26,: Briefe zur Überlegung von Material und Aufstellungsort vom 19.3.1935.
- UAW, Senat S 90.26,: Amtsvermerk vom 4.6.1935.
UAW = Universitätsarchiv Wien
Rezeption in der Presse
- Neue Freie Presse 1935: Neue Freie Presse, Denkmalenthüllung für den Physiker Dr. Pernter, in: Neue Freie Presse, 26.6.1935, S. 8.
- Wiener Zeitung 1935: Wiener Zeitung, Die Universität ehrt Physiker Pernter, in: Wiener Zeitung, 26.5.1935, S. 5.
Einzelnachweise
Literatur
- Maisel 2007: Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien 2007.
Erika Peherstorfer
Redigiert: Rene Kreisl