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Das Denkmal für den slawischen Archäeologen [[Ján Kollár]] (1793-1852) wurde von der slowakischen Bildhauerin [[Ľudmila Cvengrošová]] für den [[Arkadenhof der Universität Wien]] geschaffen und gleichzeitig mit dem gegenüber ausgestellten [[Denkmal Karol Kuzmány|Denkmal für Karol Kuzmány]] am 27. Mai 1998 enthüllt. Diese zwei Denkmäler gehören zu den wenigen Denkmälern des Arkadenhofs (wie z.B. [[Denkmal Heinrich Siegel|Denkmal für Heinrich Siegel]], [[Denkmal Hans Horst Meyer|Hans Horst Meyer]], [[Denkmal Eduard Jäger von Jaxtthal|Eduard Jäger von Jaxtthal]]), die von einer Frau gefertigt wurden. | Das Denkmal für den slawischen Archäeologen [[Ján Kollár]] (1793-1852) wurde von der slowakischen Bildhauerin [[Ľudmila Cvengrošová]] (*1937) für den [[Arkadenhof der Universität Wien]] geschaffen und gleichzeitig mit dem gegenüber ausgestellten [[Denkmal Karol Kuzmány|Denkmal für Karol Kuzmány]] am 27. Mai 1998 enthüllt. Diese zwei Denkmäler gehören zu den wenigen Denkmälern des Arkadenhofs (wie z.B. [[Denkmal Heinrich Siegel|Denkmal für Heinrich Siegel]], [[Denkmal Hans Horst Meyer|Hans Horst Meyer]], [[Denkmal Eduard Jäger von Jaxtthal|Eduard Jäger von Jaxtthal]]), die von einer Frau gefertigt wurden. | ||
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Aktuelle Version vom 26. Oktober 2014, 21:32 Uhr
Das Denkmal für den slawischen Archäeologen Ján Kollár (1793-1852) wurde von der slowakischen Bildhauerin Ľudmila Cvengrošová (*1937) für den Arkadenhof der Universität Wien geschaffen und gleichzeitig mit dem gegenüber ausgestellten Denkmal für Karol Kuzmány am 27. Mai 1998 enthüllt. Diese zwei Denkmäler gehören zu den wenigen Denkmälern des Arkadenhofs (wie z.B. Denkmal für Heinrich Siegel, Hans Horst Meyer, Eduard Jäger von Jaxtthal), die von einer Frau gefertigt wurden.
Beschreibung
Das Porträtrelief zeigt Jan Kollár in einer evangelischen Amtstracht mit hohem Kragen und dem sog. "Beffchen" (Halsbinde). Kopf und Blick richten sich nach links. Bei der Darstellung Kollárs und seiner Physiognomie hielt sich die Künstlerin an die bekanntesten überlieferten Darstellungen Kollárs: vor allem an einem 1862 entstandenen Ölgemälde von Peter Michal Bohúň (?) und einer alten Postkarte (siehe Abb.). Typisch für alle Darstellungen von Kollár sind sein kurz geschnittenes, lockiges Haar. Auf dem Denkmal wird sein konzentrierter Gesichtsausdruck zusätzlich mit tiefen Falten auf der Stirn und dem Mund betont. Das eigentliche Porträt Kollárs wird von der Tafel mit einem plastich dargestellten S-förmigen Lindenast getrennt. Da die Linde in den slawischen Ländern als "Baum aller Slawen" bezeichnet wird, kann man sie als Hinweis auf das von dem dargestellten Professoren vertretene Fach verstehen. Das Denkmal hat die Form eines Büstenreliefs. Der Reliefausschnitt, Büste und Inschriftentafel, wurden verbunden und direkt an die Wand appliziert. Unter dem eigentlichen Porträt in der oberen Hälfte befindet sich eine Tafel mit folgender Inschrift: "JÁN KOLLÁR DR.H.C. /PROFESSOR/ DER SLAWISCHEN ARCHÄOLOGIE 1849-1852/GEB. 1793/GEST.1852". Der untere Teil des Denkmals wird ebenso von einer weiteren, in die Tiefe gezogenen, Tafel geprägt, auf der eine zweite Inschrift zu finden ist: "DEM BERÜHMTEN LANDSMANN GEWIDMET VOM/ ZENTRUM FÜR SLOWAKISCHE LITERATUR/ IN BRATISLAVA- SLOWAKISCHE REPUBLIK - 1998".
Vom Eingang aus, befindet sich das Bronzedenkmal auf einem der Pfeiler der 7. Arkade gegenüber dem Denkmal für Karol Kuzmany mit dem es formal und thematisch eine Einheit bildet.
Notizen zur dargestellten Person
Ján Kollár (geb. 29.7. 1793 in Mošovce (Slowakei), gest. 24.1.1852 in Wien) war ein bedeutender Slawist, Dichter und Kulturphilosoph. Nach seinem Aufenthalt in Deutschland, wo er evangelische Theologie studierte, wirkte er als Prediger in Budapest. Er entwickelte die Vorstellung eines Slawentums aus protestantischen und demokratischen Traditionen. Im Sinne Herders betrachtete er die Poesie als Träger nationalen Geistes und war maßgebend an der Sammlung der slowakischen Volkslieder beteiligt.[1]
Beeinflusst von seinem persönlichen Freund Johann Wolfgang von Goethe stand er bereits während seines Studiums der politischen Romantik nahe und übertrug deren Gedankengut auf seine Heimat. Daher wurde er Mitbegründer des Panslawismus (eine allslawische Bewegung, deren Ziele vom kulturellen Austausch bis zur Errichtung eines homogenen slawischen Staates reichten).[2]
Während der Revolutionsjahre 1848/1849 arbeitete er als Vertrauensmann für Fragen der Slowaken bei der Regierung in Wien. Ende 1849 wurde er schließlich zusammen mit Karol Kuzmány – als Kompensation für die weitgehende Nicht-Erfüllung slowakischer Forderungen aus der Zeit der Revolution – zum ordentlichen Professor für slawische Archäologie an der Universität Wien und Regierungsberater für Fragen aus den Bereichen Sprachen und Schulwesen ernannt.[3]
Entstehungsgeschichte

Das Denkmal wurde von dem Zentrum für slowakische Literatur (damals “Národné literárne centrum”, heute “Literárne informačné centrum”) im Jahre 1998 gestiftet. Das Enthüllungsjahr 1998 war ein großes Jubiläumsjahr. In der Slowakei (und auch in der anderen europäischen Ländern) wurde das 150. Jubiläum der Revolutionsjahre 1848/1849 gefeiert. Das Zentrum für slowakische Literatur, das bis heute seinen Sitz in Bratislava hat, hat am Ende der 1990-er Jahre zahlreiche ähnliche Denkmäler, die die wichtigsten Persönlichkeiten dieser Epoche darstellten, initiiert und (ko-)finanziert.
Das Zentrum für slowakische Literatur hat damals die slowakische Bildhauerin Ľudmila Cvengrošová mit mehreren Denkmälern beauftragt, zwei davon wurden am 27.Mai 1998 in dem Arkadenhof der Universität enthüllt.[4] Das Denkmal Ján Kollár und Denkmal Karol Kuzmány haben daher die gemeinsame Entstehungsgeschichte, stammen von einer Autorin und stehen sich, nicht nur in ihrer Aufstellung in einer Arkade, sondern auch in ihrer künstlerischen Auffassung sehr nahe. Man könnte also diese zwei Denkmäler in einem breiteren Sinne auch als ein Doppeldenkmal bezeichnen.
Das Enthüllungsjahr 1998 war auch für die Universität selbst ein Jubiläumsjahr; denn genau vor 150 Jahren wurde hier die Lehrkanzel für slawische Philologie und Literatur und die Lehrkanzel für Slawische Archäologie (mit Ján Kollár als ihrem Professor) errichtet.
Die Aufstellung der beiden Denkmäler wurde von der Kunstkommission des Akademischen Senats am Anfang des Studienjahres 1997/1998 behandelt. In dem Sitzungsprotokoll der Kommission (vertreten durch ihren Vorsitzenden Prof. Wolfgang Greisenegger und den Prof. Reingrabner, Brein, Brandstätter, Staudinger, Krause und Skacel) vom 16.Oktober 1998 wurde folgendes berichtet:
“Die Anbringung der Ehrentafeln für Jan Kollar und Karol Kuzmany ist gerechtfertigt und wird von der Geisteswissenschaftlichen sowie der Evangelisch-theologischen Fakultät unterstützt. (…) Nach Einlangen der Modelle würde sich als Anbringungsort die Pfeiler der 7. Arkade vom Eingang anbieten. Das ist jene Arkade, die sich beim Verlassen der Stiege VIII gleich rechts befindet. Gegenüber der Arkade befindet sich das Denkmal von Bruecke. Die Ehrentafeln sollte (sic) so angebracht werden, daß die Köpfe in den Gang blicken.”[5]
Am Tag der Enthüllung, den 27. Mai 1998, fand auch ein Symposion mit dem Titel “Ján Kollár und Karol Kuzmány im Kontext der österreichisch-slowakischen Beziehungen im 19.Jh.” statt.[6]
Kunsthistorischer Vergleich und Analyse
Die künstlerische Auffassung des Denkmals ist am besten mit seinem Pendant- dem Denkmal Karol Kuzmány, welche sich direkt gegenüber befindet, vergleichbar. Es stellt Kollárs Gegenstück dar. Beide Denkmäler sind aus Bronze gefertigte Büstenreliefs, die in ihrer unteren Hälfte aus einer Tafel mit Inschrift bestehen. Die Professorenporträts sind von den Täfeln mittels einem plastisch dargestellten Ast getrennt (bei Kollár handelt sich um eine Lindenast, Kuzmány wird mit einem Lorbeer dargestellt).
Cvengrošová versuchte die Personen möglichst realitätsgetreu zu verewigen und nutzte als Vorbilder die bekanntesten Porträts beider Professoren aus dem 19.Jh.
Ján Kollár wurde auch in seinem Geburtsort Mošovce verehrt, wo sich seit 1963 seine überlebensgroße Statue von Fraňo Štefunko befindet. Das beliebte Motiv und Symbolik der Linde kommt auch auf diesem Denkmal vor- Kollár hält in seiner linken Hand ein Buch und einen kurzen Lindenast.
Einzelnachweise
UAW - Archiv der Universität Wien
- ↑ Maisel 2007, S. 90.
- ↑ Wytrzens 1969, S. 85.
- ↑ Wytrzens 1969, S. 85.
- ↑ UAW, Senat S 216.537 Sitzung vom 25.6.1998, Beilage 1.
- ↑ UAW, Senat S 216.537 Nr. 5: Protokoll der 1. ordentl. Sitzung im Studienjahr 1997/1998 vom 16.Okt.1997, Beilage 8.
- ↑ UAW, Senat S 216.537 Sitzung vom 25.6.1998, Beilage 1.
Quellen
- Maisel 2007, S. 90.
- Wytrzens 1969, S. 85.
- Wytrzens 1969, S. 85.
Literatur
- Maisel 2007: Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien/Köln/Weimar 2007, S.90-91.
- Wytrzens 1969: Wytrzens: Kollár Ján. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 85.
Barbora Trebichalska, A0507553
Redigiert: Elena Koren SoSe 2014