Denkmal Franz Brentano: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
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[[Bild:Franz_Brentano_Denkmal.jpg|thumb|Abb.1, Denkmal Franz Brentano, Theodor Georgii, Universität Wien 1952]]
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Das Denkmal besteht aus einem Portrait des Kopfes von [[Franz Brentano]] und einer Steintafel (Abb.1), die diesem als Podest dient. Angebracht wurde diese Kombination direkt an der Außenwand des Arkadenhofes. Es befindet sich zwischen den Denkmälern von dem Juristen [[Wilhelm Emil Wahlberg]] und dem Wirtschaftshistoriker [[Karl Theodor von Inama-Sternegg]] und ist gegenüber von dem Politiker und Ökonom [[Eugen von Böhm-Bawerk]]. <ref>Maisel 2007, S. 10.</ref>
Das Denkmal besteht aus einem Portrait des Kopfes von [[Franz Brentano]] und einer Steintafel (Abb.1), die diesem als Podest dient. Angebracht wurde diese Kombination direkt an der Außenwand des Arkadenhofes. Es befindet sich zwischen den Denkmälern von dem Juristen [[Wilhelm Emil Wahlberg]] und dem Wirtschaftshistoriker [[Karl Theodor von Inama-Sternegg]] und ist gegenüber von dem Politiker und Ökonom [[Eugen von Böhm-Bawerk]]. <ref>Maisel 2007, S. 10.</ref>


Brentano wird als typischer alter Philosoph dargestellt; mit einem zerzausten Rauschebart und langem lockigen Haar (Abb.2). Georgii hat Brentanos Kopf so in den kühlen Stein gemeißelt, als würde der Gelehrte mit erhobenem Haupt über den ganzen Arkadenhof blicken. Dadurch, dass seine Augen aber nicht vollständig ausgebildet sondern nur angedeutet sind, wirken die Augenlieder wie geschlossen. Das gesamte Portrait ist eben wie die Augen sehr grob und ungenau in den Stein gehauen. Es wirkt fast so, als ob Brentano aus dem Stein herauswächst; denn um und unter dem Kopf befinden sich Reste des unbearbeiteten Materials. Vor allem der Hals ist nur ganz leicht angedeutet. Darunter schließt die Tafel mit der goldenen Inschrift:
Brentano wird als typischer alter Philosoph dargestellt; mit einem zerzausten Rauschebart und langem lockigen Haar (Abb.3). Georgii hat Brentanos Kopf so in den kühlen Stein gemeißelt, als würde der Gelehrte mit erhobenem Haupt über den ganzen Arkadenhof blicken. Dadurch, dass seine Augen aber nicht vollständig ausgebildet sondern nur angedeutet sind, wirken die Augenlieder wie geschlossen. Das gesamte Portrait ist eben wie die Augen sehr grob und ungenau in den Stein gehauen. Es wirkt fast so, als ob Brentano aus dem Stein herauswächst; denn um und unter dem Kopf befinden sich Reste des unbearbeiteten Materials. Vor allem der Hals ist nur ganz leicht angedeutet. Darunter schließt die Tafel mit der goldenen Inschrift:


Dem großen Lehrer
Dem großen Lehrer
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Es sah also so aus, als ob dem Aufstellen und der danach folgenden Enthüllung, die nun auf den 26. April 1938 festgesetzt wurde, nichts mehr im Wege stehe. Doch knapp drei Wochen vor der Denkmalsenthüllung, wurde der Termin auf unbestimmte Zeit verschoben und ein Monat später erfuhr man auch warum. Der Senat hatte ein Schreiben bekommen, dass Franz Brentano mit einer Jüdin verheiratet war und so hielt man es für nicht angebracht, ihm im Arkadenhof ein Denkmal zu setzen. Und auch die Gedenkfeier in Prag wurde verschoben bzw. abgesagt.<ref>UAW Senat 91.13, 1937/1938.</ref>
Es sah also so aus, als ob dem Aufstellen und der danach folgenden Enthüllung, die nun auf den 26. April 1938 festgesetzt wurde, nichts mehr im Wege stehe. Doch knapp drei Wochen vor der Denkmalsenthüllung, wurde der Termin auf unbestimmte Zeit verschoben und ein Monat später erfuhr man auch warum. Der Senat hatte ein Schreiben bekommen, dass Franz Brentano mit einer Jüdin verheiratet war und so hielt man es für nicht angebracht, ihm im Arkadenhof ein Denkmal zu setzen. Und auch die Gedenkfeier in Prag wurde verschoben bzw. abgesagt.<ref>UAW Senat 91.13, 1937/1938.</ref>
Erst 1951, also sechs Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, wurde neuerlich ein Antrag zur Aufstellung von Brentanos Denkmal gestellt. Am 12. Mai 1952 wurde dann schlussendlich das Portrait enthüllt.<ref> UAW Senat 222.17 1951/1952.</ref>
Erst 1951, also sechs Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, wurde neuerlich ein Antrag zur Aufstellung von Brentanos Denkmal gestellt. Am 12. Mai 1952 wurde dann schlussendlich das Portrait enthüllt.<ref> UAW Senat 222.17 1951/1952.</ref>
Heute befindet sich das Denkmal an der Westwand des Arkadenhofs (Abb.3).
Heute befindet sich das Denkmal an der Westwand des Arkadenhofs (Abb.2).


== Kunsthistorischer Vergleich und Analyse ==
== Kunsthistorischer Vergleich und Analyse ==

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2014, 14:57 Uhr

Abb.1, Denkmal Franz Brentano, Theodor Georgii, Universität Wien 1952
Abb.2, Lage des Denkmals, Nr. 10, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.
Abb.3, Denkmal Franz Brentano Seitenansicht, Theodor Georgii, Universität Wien 1952
Abb.4, Denkmal Franz Brentano 1952 im Vergleich mit: Denkmal Wilhelm Emil Wahlberg 1908, Universität Wien
Abb.5, Lithographie: Franz Brentano

Das Denkmal für den Philosophen Franz Brentano (1838-1917) wurde von dem aus Russland stammenden Bildhauer Theodor Georgii (1883-1963) bereits 1937 für den Arkadenhof der Universität Wien geschaffen. Die für den 26. April 1938 geplante Aufstellung und feierliche Enthüllung wurde abgesagt und erst am 12. Mai 1952 nachgeholt.

Beschreibung

Das Denkmal besteht aus einem Portrait des Kopfes von Franz Brentano und einer Steintafel (Abb.1), die diesem als Podest dient. Angebracht wurde diese Kombination direkt an der Außenwand des Arkadenhofes. Es befindet sich zwischen den Denkmälern von dem Juristen Wilhelm Emil Wahlberg und dem Wirtschaftshistoriker Karl Theodor von Inama-Sternegg und ist gegenüber von dem Politiker und Ökonom Eugen von Böhm-Bawerk. [1]

Brentano wird als typischer alter Philosoph dargestellt; mit einem zerzausten Rauschebart und langem lockigen Haar (Abb.3). Georgii hat Brentanos Kopf so in den kühlen Stein gemeißelt, als würde der Gelehrte mit erhobenem Haupt über den ganzen Arkadenhof blicken. Dadurch, dass seine Augen aber nicht vollständig ausgebildet sondern nur angedeutet sind, wirken die Augenlieder wie geschlossen. Das gesamte Portrait ist eben wie die Augen sehr grob und ungenau in den Stein gehauen. Es wirkt fast so, als ob Brentano aus dem Stein herauswächst; denn um und unter dem Kopf befinden sich Reste des unbearbeiteten Materials. Vor allem der Hals ist nur ganz leicht angedeutet. Darunter schließt die Tafel mit der goldenen Inschrift:

Dem großen Lehrer

der Philosophie

FRANZ BRENTANO

1874 - 1895

direkt an den Kopf an. Diese Tafel ist in einer doppelten Umrahmung gefasst. Und weil dieser Rahmen sehr dick aus der Mauer herausragt, wirkt das Niveau der Tafel um einiges mehr in die Wand vertieft.

Das Denkmal befindet sich an der Westwand des Arkadenhofs.

Notizen zur dargestellten Person

Franz Brentano lehrte von 1874 bis 1880 als Professor für Philosophie an der Universität Wien und ab 1895 praktizierte er seine Lehrtätigkeit zwar nur mehr als Privatdozent aber ebenfalls in Wien. Er war der Begründer der phänomenologischen Philosophie und seine Untersuchungen zur Logik und Sprache sind bis heute prägend. [2]

Entstehungsgeschichte

Im Dezember 1937 wurde zum ersten Mal die Aufstellung des Denkmals für Franz Brentano dem akademischen Senat vorgeschlagen. Zu dieser Zeit gab es auch schon eine fertige Büste, die Brentanos Sohn der Universität Wien gratis überstellen wollte. Der Künstler Theodor Georgii schlug zunächst vor, sein Werk an einem Pfeiler gegenüber der Denkmäler von Carl Claus und Adolf Mussafia anzubringen. Der Kunstausschuss hielt jedoch den Eckpfeiler bei dem Denkmal Julius Glaser dafür angebrachter. Doch nicht nur der Ort der Aufstellung des Brentano Denkmals war mit Schwierigkeiten verbunden, sondern auch der Zeitpunkt der Enthüllung. Im Zeitraum zwischen 21. und 24. April 1938 sollte nämlich eine Gedenkfeier zu Ehren Franz Brentanos in Prag stattfinden. So plante der Senat, das Datum der Enthüllung erst nach den Feierlichkeiten festzusetzen, damit die Teilnehmer der Gedenkfeier auch nach Wien eigeladen werden konnten. [3] Bereits im Februar 1938 wurde die Firma Hauser engagiert, um den Transport und die Anbringung der Büste sicher zu stellen. Dies sollte der Universität 144 Schilling kosten, die aus der Kasse von privaten Sammlungen bezahlt werden sollten. Die Kosten für die Fertigung der Büste selbst wurden bereits von Brentanos Sohn übernommen.[4] Es sah also so aus, als ob dem Aufstellen und der danach folgenden Enthüllung, die nun auf den 26. April 1938 festgesetzt wurde, nichts mehr im Wege stehe. Doch knapp drei Wochen vor der Denkmalsenthüllung, wurde der Termin auf unbestimmte Zeit verschoben und ein Monat später erfuhr man auch warum. Der Senat hatte ein Schreiben bekommen, dass Franz Brentano mit einer Jüdin verheiratet war und so hielt man es für nicht angebracht, ihm im Arkadenhof ein Denkmal zu setzen. Und auch die Gedenkfeier in Prag wurde verschoben bzw. abgesagt.[5] Erst 1951, also sechs Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, wurde neuerlich ein Antrag zur Aufstellung von Brentanos Denkmal gestellt. Am 12. Mai 1952 wurde dann schlussendlich das Portrait enthüllt.[6] Heute befindet sich das Denkmal an der Westwand des Arkadenhofs (Abb.2).

Kunsthistorischer Vergleich und Analyse

Wie oben schon in der Beschreibung hervorgegangen ist, ist das Denkmal von Franz Brentano nur sehr grob ausgeführt und erinnert an ein italienisches Non-Finito. Im Vergleich zu anderen Philosophen Darstellungen im Arkadenhof der Universität Wien (Abb.4) ist stilistisch kein anderes so aufgebaut wie das Portrait von Brentano. Und auch alle anderen Denkmäler sind um einiges feiner und genauer gestaltet. Ganz gleich ob es sich um Ganzfiguren, Reliefs oder Portraitbüsten handelt, keines ist derart ungenau bearbeitet. Wenn man etwa auf die linke Seite des Brentano Portraits schaut und sich mit der Darstellung von Wilhelm Emil Wahlberg näher beschäftigt, erkennt man wie einzigartig der Künstler Georgii sich mit dem Stein befasst hat. Im Gegensatz zu Melanie Horsetzky von Horntal, die das Wahlberg Denkmal geschaffen hat, betont Georgii die Materialität des Steines. Man könnte auch glauben, das Portrait sei unvollendet. Doch ich denke Georgii wollte die Natürlichkeit des Steines hervorheben. Horsetzky versucht genau das umgekehrte. Sie meißelt die Gesichtszüge, so wie Haare und auch Kleidung so genau in den Stein, damit die Büste dem Dargestellten so ähnlich wie möglich ist. Das heißt jedoch nicht, nur weil Brentanos Züge nicht so fein festgehalten sind, dass man ihn in seinem Portrait nicht wiedererkennen könnte.

Wenn man es mit anderen Darstellungen von dem Philosophen vergleicht (Abb.5), erkennt man dass sich Georgii extra auf die typischen Merkmale, nämlich den Bart sowie die langen gelockten Haare, konzentriert. So wird doch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Person und dem Denkmal Brentanos erfasst.

Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof

Zur gleichen Zeit, als das Denkmal von Franz Brentano zum ersten Mal (1937) beantragt wurde, fasste der Senat auch den Beschluss, den Arkadenhof zu renovieren. Zum Beispiel wurden die gesamten Mauern im Inneren des Hofes neu verputzt und mit einer Farbe, die angeblich nicht so schnell abblättert, ausgemalt. Und auch die Leitungen des Brunnens sollten neu verlegt werden.[7]

Quellen

  • UAW Senat 91.13 Errichtung eines Denkmals für Franz Brentano 23.11.1937 - 03.05.1938.
  • UAW Senat S 222.17 Brentano, Franz: Errichtung eines Denkmals im Arkadenhof der Universität Wien 30.05.1951 - 07.07.1952.

Rezeption der Presse

Das Denkmal wurde in der Presse nicht rezipiert.

Einzelnachweise

  1. Maisel 2007, S. 10.
  2. Maisel 2007, S. 34 + 35.
  3. UAW Senat 91.13, 1937/1938.
  4. UAW Senat 91.13, 1937/1938.
  5. UAW Senat 91.13, 1937/1938.
  6. UAW Senat 222.17 1951/1952.
  7. UAW Senat 91.13, 1937/1938.

Literatur

Maisel 2007: Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien 2007, S.10, 34 + 35.



Michaela Pilat