Denkmal Ferdinand von Hebra: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Bilder-Verlinkung aktualisiert)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 2: Zeile 2:
[[Bild:Maisel plan markiert 106.png|thumb|Abb. 2: Lage des Denkmals, Nr. 106, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.]]
[[Bild:Maisel plan markiert 106.png|thumb|Abb. 2: Lage des Denkmals, Nr. 106, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.]]


Das Denkmal für den Mediziner [[Ferdinand von Hebra]] (1816-1880) wurde von dem Bildhauer [[Viktor Tilgner]] (18441896) geschaffen und am 14. Juni 1891 im [[Arkadenhof der Universität Wien]] enthüllt.  
Das Denkmal für den Mediziner [[Ferdinand von Hebra]] (1816-1880) wurde von dem Bildhauer [[Viktor Tilgner]] (1844-1896) geschaffen und am 14. Juni 1891 im [[Arkadenhof der Universität Wien]] enthüllt.  


==Beschreibung==
==Beschreibung==

Aktuelle Version vom 5. November 2014, 17:57 Uhr

Abb. 1: Victor Tilgner, Porträtbüste: Ferdinand von Hebra (1816-1880), Universität Wien, Arkadenhof, Nr. 106, 1891 enthüllt.
Abb. 2: Lage des Denkmals, Nr. 106, Plan des Arkadenhofes der Universität Wien, Maisel 2007.

Das Denkmal für den Mediziner Ferdinand von Hebra (1816-1880) wurde von dem Bildhauer Viktor Tilgner (1844-1896) geschaffen und am 14. Juni 1891 im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt.

Beschreibung

Abb. 3: Viktor Tilgner, Hebra-Denkmal im Arkadenhof der Universität, Nr. 106, Bronze-Büste auf hohem Marmorsockel aus schwarzem Marmor, 1891.
Abb. 4: Franz Feigler, Ferdinand Ritter von Hebra, Detail, Ölgemälde, 1862, Universität Wien.

Das Denkmal, eine Porträtbüste von Ferdinand von Hebra auf einem hohen, schwarzen Marmorsockel (Abb. 1 u. 3), befindet sich heute im rechten Gang des Arkadenhofes der Universität Wien, rechts neben dem Aufgang zur Universitätsbibliothek, Stiege 10 (Abb. 11) Maisel Nr. 106.[1]

Die mit künstlicher Patina überzogene Bronzebüste wurde im Hohlguss-Verfahren hergestellt und vom Künstler an der rechten Schulter signiert: "V. Tilger".Eisenberg 1893: Der tief gezogene Büstenausschnitt mit kurzem Armansatz, ein von Tilgner häufig verwendeter barocker Typus, ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Bekleidung: Rock, Weste, Hemd und Halstuch sind im bewegten, reichen Stil des französisch geprägten Neobarock geschildert. Das Porträt des geehrten Wissenschaftlers zeigt Hebra mit halb geschlossenen Augenlidern sowie leicht nach links unten geneigtem Kopf und weist große Ähnlichkeit mit einem Ölgemälde Hebras (Abb. 4) von 1862 auf, wenngleich der Dargestellte nun um einige jahre älter wirkt.

Der hohe, reich profilierte Sockel aus poliertem schwarzen Marmor mit hellgrauen Einsprengseln, hat einen fast quadratischen Querschnitt (51 x 50 cm). Die Gesamthöhe beträgt 130 cm. Über einer 19,5 cm hohen Basis und dem Fußgesims entwickelt sich der Mittelteil mit der Inschrift, der sich nach oben hin verjüngt. Den Abschluss bildet ein Kranzgesims, das ein niedriges Piedestal aus dem gleichen Material, aber mit rundem Querschnitt (Höhe: 11 cm, Durchmesser 28/11 cm) trägt. Darauf ist die Bronzebüste - um ca. 5° nach recht gedreht - mittels einer Schraube befestigt.

Die lateinische Inschrift auf dem Sockel lautet: "FERDINANDUS EQVES DE HEBRA, DERMATOLOGIAE PROFESSOR VINDOBONENSIS INTRA ANNOS MDCCCXXXXIX ET MDCCCLXXX. NATUS VII.SEPT.MDCCCXVI IN BRUNNA, OBIIT V.AUG.MDCCCLXXX."[2]

Notizen zur dargestellten Person

Ferdinand von Hebra (* 7. September 1816 in Brünn/Brno; † 5. August 1880 in Wien), seit 1877 Ritter von Hebra, wandte sich dem bis dahin kaum erforschte Gebiet der Dermatologie zu, das durch sein Wirken zu einer eigenen wissenschaftlichen Disziplin wurde: 1844 wurde eine Abteilung für Hautkrankheiten geschaffen, 1849 wurde Professor Hebra zum Vorstand der ersten dermatologischen Klinik des deutschen Sprachraumes ernannt. Hebra gelang es durch genaue Beobachtung und Bewertung der Hautkrankheiten, erstmals ihre Merkmale und ihren Verlauf zu beschreiben und gilt als Begründer der modernen Dermatologie.

Entstehungsgeschichte

Abb. 5: Einladungskarte zur feierlichen Enthüllung des Hebra-Denkmales am 14. Juni 1891.

Die Witwe Ferdinand Ritter von Hebras, Johanna von Hebra, wandte sich zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes, im Februar 1891, an den Rektor der Universität Wien, um für den Verstorbenen ein Denkmal im Arkadenhof der Universität Wien zu stiften. Ein Porträt Hebras aus Familienbesitz, das Viktor Tilgner gefertigt hatte, sollte nach dem Wunsch der Witwe als Vorlage dienen und vom Bildhauer selbst in Bronze kopiert werden. "Das von Tilgner’s Meisterhand schon vor Jahren gefertigte Bildniß soll zu diesem Zwecke in Bronze gegossen und auf einen schwarzen Marmorsockel gestellt werden, welch letzteren ich mich gleichfalls zu liefern verpflichte."[3] Der Universität entstanden dadurch keine Kosten, wie aus der erhaltenen Korrespondenz hervorgeht.

In einem Brief an den Rektor vom 27. März 1891 berichtet Johanna von Hebra von der fast fertiggestellten Büste: "Professor Victor Tilgner wird das Monument in nächster Zeit fertig gestellt haben, ich würde aber aus Familien-Rücksichten doch gebeten haben, die Enthüllung desselben erst am 7. Juni d. J. vornehmen zu lassen."[4] Die feierliche Enthüllung des Denkmals fand schließlich erst am 14. Juni 1891 um 12h mittags statt (Abb. 5).

Die Presse berichtete ausführlich über die Feierlichkeit in der Universität, die anwesenden Gäste und die "wohlgetroffene" Büste des Geehrten von Viktor Tilgner, die "bereits vor Beginn der Feier der Hülle entkleidet" worden war.[5] Anwesend waren die Familie Hebras, neben seiner Witwe auch sein Sohn Dozent Dr. Hans von Hebra, zahlreiche Universitätsprofessoren und Ärzte, der Künstler Viktor Tilgner und andere prominente Gäste. Die Studentenschaft bildete im Arkadengang ein Spalier, durch das "...unter Vorantritt der Pedelle der Rector magnificus Hofrath Ritter v. Hartl mit dem Prorector Professor Pölzl und die Decane sämmtlicher Facultäten mit den Insignien ihrer Würden in feierlichem Zuge" hindurchschritten. Der Rektor dankte der Witwe für die Widmung des Denkmales an die Universität, die Festrede hielt der Freund, Schwiegersohn und Nachfolger Hebras an der I. Hautklinik Prof. Moriz Kaposi. Als Abschluss der Feier brachten die Mitglieder des Akademischen Gesangvereines eine Hymne von Weinwurn (Universitäts-Musikdirektor Rudolf Weinwurm [2]) dar.

Kunsthistorischer Vergleich und Analyse

Abb. 6: Porträtbüste: Eduard Hanslick (1825-1904), Universität Wien, Arkadenhof, Nr. 46, 1913 enthüllt.
Abb. 7: Büste der Burgtheaterschauspielerin Charlotte Wolter, 1873.
Abb. 8: Büste Hebra, Billrothhaus.
Abb. 9: Billrothhaus, Festsaal.
Abb. 10: Ferdinand von Hebra Gedenktafel, Uni-Campus, Altes AKH Wien.
Abb. 11: Ferdinand von Hebra Medaillon, Poliklinik Wien.
Abb. 12: Medaillons an der Fassade der Poliklinik Wien

Die Porträtbüste Hebras kann wie auch Tilgners Büste für Eduard Hanslick Abb. 6), die sich im Arkadenhof der Universität befindet, in die große Gruppe der Porträtplastiken im Ouevre des Künstlers eingeordnet werden. Vor allem nach seinem Erfolg mit der Büste der Burgschauspielerin Charlotte Wolter (Abb. 7) bei der Weltausstellung 1873 war er als Porträtist des Wiener Großbürgertums gefragt und schuf eine fast unüberschaubare Menge an Porträts. Bewundert wurden neben einer realistischen und repräsentativen Darstellungsweise auch seine Perfektion in der Oberflächenbearbeitung. Laut Cornelia Reiter sind vor allem Tilgners männliche Porträtbüsten relativ nüchtern und wirklichkeitgetreu, "wobei der eingesetzte Bronzeguss im direkten Abformungsverfahren eine unmittelbare Übertragung der skizzenhaften, einen Charakter von Vitalität und Aktivität evozierenden Oberflächengestaltung ermöglichte."[6] Ein Effekt, der auch bei seinen Bronzeplastiken im Arkadenhof und vor allem bei der Hebra-Büste zu beobachten ist.

Die Hebra-Büste entstand zunächst für eine Aufstellung im bürgerlich-privaten Rahmen und zeigt eine eher in sich gekehrte, nachdenkliche Seite des Dargestellten. Mit dem Wunsch der Witwe, die Kopie eben jener Büste aus Familienbesitz als repräsentatives Monument im öffentlichen Raum zu postionieren, wurde es notwendig, den hohen und monumentalen Sockel aus wertvollem, schwarzen Marmor zu schaffen, der auch für die ursprüngliche Aufstellung in der hohen Ecknische gut geeignet war.

Vergleichen lässt sich diese Darstellung von Hebra sehr gut mit jener Büste, die sich im Billrothhaus in Wien befindet. Formal und stilistisch sind sie sich nicht nur ähnlich, sondern sogar fast identisch (Abb. 8). Bei beiden ist derselbe Büstenabschnitt zu sehen, und es wurde auch dasselbe Hohlguss-Verfahren angewendet. Hebra wurde außerdem im gleichen Alter dargestellt, mit den gleichen Haaren, Bart und Gewand. Dafür ist die Büste im Billrothhaus um einiges kleiner, als jene im Arkadenhof. Und auch der Sockel ist nicht rund sondern eckig und ohne Pfeiler gestaltet. Doch den wahrscheinlich größten Unterschied findet man im Material wieder. Während die Büste Hebras im Arkadenhof aus Bronze und dem wertvollem Marmor für den Pfeiler gefertigt wurde, ist jene Büste und auch der Sockel im Billrothaus aus Gips, wie auch die anderen Darstellungen der Ärzte, die in der Runde, ziemlich weit oben an der Wand im großen Festsaal (Abb. 9), befestigt sind.

Doch Hebra lässt sich auch noch an anderen Orten in Wien verewigen; so auch (Abb. 10) am Universitätscampus in Wien. Hier wird für ihn im Hof 2 eine Gedenktafel angebracht, die gemeinsam von Edwin Grienauer und Hans Köttenstorfer geschaffen wurde. Anders als bei den Büsten von Hebra, wird er hier im Profil in einem Medaillon eingefasst. Doch auch hier lässt sich wiederum eine gewisse Ähnlichkeit feststellen.

Eine weitere Darstellung von Hebra befindet sich an der Poliklinik (Abb. 11) in der Mariannengasse 10 in Wien-Alsergrund. Das Gebäude wurde von Andreas Streit errichtet und enthält an der Fassade 13 Keramikmedaillons (Abb. 12). Hier ist also nicht nur Hebra dargestellt sondern, wie auch im Billrothhaus andere bekannte Ärzte. Alle werden in diesem Medaillons in einem Büstenabschnitt, bis knapp über die Schultern abgebildet und ähneln vom Stil her auch sehr den Büsten im Billrothhaus.

Ereignisse seit der Aufstellung im Arkadenhof

Abb. 13: Viktor Tilgner, Denkmal Ferdinand von Hebra, Nr. 71, Foto 1934, Lichtbildstelle, Meister 1934.
Abb. 14: Plan der Aufstellung der Denkmäler im Arkadenhof der Universität, Meister 1934.

Bei der Enthüllung am 14. Juni 1891 befand sich die Büste Ferdinand von Hebras noch in einer Nische in der rechten Ecke des Arkadenganges nahe dem Aufgang zur Universitätsbibliothek (Stiege 10), in der heute die Denkmäler für Wagner-Jauregg, Hartel und Zuckerkandl aufgestellt sind. Die Neue Freie Presse vom 15. Juni 1891 berichtet: "Die wohlgetroffene Bronze-Büste des berühmten Dermatologen steht auf einem hohen runden Sockel in einer Nische. Während die Denkmäler von Quarin, Stifft, van Swieten, Hyrtl, Schuh und der beiden Oppolzer innerhalb des rechten Arcadenganges aufgestellt sind, befindet sich Hebra's Monument nächst dem Aufgange der Bibliothek."[7] Auch laut Deutschem Volksblatt befand sich das Denkmal "am Eck des rechten Arkadenganges"[8]

Kurz vor der Enthüllung des Hartel-Denkmals, das Relief befindet sich noch heute in der rechten Ecke des Arkadenganges, im Juni 1912 wurde von der artistischen Kommission der Wiener Universität beschlossen, "die Hebra-Büste rechts und die Kaposi-Büste links von den Littrow-Reliefs aufzustellen und zwar nicht an den Pilastern, sondern innerhalb derselben."[9] Auf der fotographischen Abbildung aus Meisters 1934 erschienenen "Ruhmeshalle der Universität" (Abb. 13) ist die Büste allerding direkt vor dem Pilaster rechts der Stiege 10 positioniert (Abb. 14, Nr. 71).

Auf dem Boden des Arkadenganges vor jenem Pilaster sind heute dunkle Spuren erkennbar, die mit einem Abstand von 50 cm genau den Maßen der Sockel-Basis entsprechen. Das Hebradenkmal wurde daher nach 1934 um ca. 40 cm nach rechts verschoben, möglicherweise 1947 bei der Neuaufstellung nach dem Zweiten Weltkrieg, und befindet sich heute unmittelbar neben dem Pilaster (Abb. 3 u. 2, Nr. 106).

Quellen

  • UAW Senat S 87.4.10: Versetzung des Duchek-, Hebra- und Kaposi-Denkmals, Akt 1912.
  • UAW Senat S 94.4: Aufstellung und Enthüllung der Ferdinand v. Hebra-Büste von Viktor Tilgner.
  • UAW 105.P 109: Fotographie, Franz Feigler, Porträt Ferdinand von Hebra, Ölgemälde, 1862, Universität Wien.

UAW = Universitätsarchiv Wien

Rezeption in der Presse

  • Dt. Volksblatt: Hebra-Feier auf der Universität, in: Deutsches Volksblatt. Abendausgabe, 15. Juni 1891, Nr. 877, III. Jg., S. 1.[3]
  • Extrapost: Hebrafeier auf der Universität, in: Extrapost. Wiener Montags Journal, 15. April 1891, Nr. 494, X. Jg., S.3.[4]
  • Neue Freie Presse: Hebra-Feier an der Universität, in: Neue Freie Presse, 15. Juni 1891, S. 1.[5]
  • Presse: Hebra-Feier auf der Universität, in: Die Presse, 15. Juni 1891, Nr. 163, 44. Jg., S. 1.[6]
  • Vaterland: Hebra-Feier, in: Das Vaterland. Zeitung für die Österreichische Monarchie, 15. Juni 1891, Nr. 164, XXXII. Jg., S. 3.[7]

Einzelnachweise

  1. Maisel 2007, S. 10.
  2. "Ferdinand Ritter von Hebra, Wiener Professor der Dermatologie von 1849 bis 1880. Geboren am 7. September 1816 in Brünn, gestorben am 5. August 1880."
  3. UAW Senat S 94.4 (4. Februar 1891). - Eine Hebra-Büste von Viktor Tilgner befindet sich im Wienmuseum, datiert mit 1876. Vgl. Thieme/Becker 1939, S. 169.[1]
  4. UAW Senat S 94.4 (27. März 1891).
  5. Presse, 15.6.1891.
  6. Reiter 2002, S.508-509.
  7. Erwähnt wird hier ein runder Sockel, doch das heute noch vorhandene Original hat bis auf das niedrige Piedestal direkt unter der Büste einen rechtwinkeligen Querschnitt.
  8. Dt. Volksblatt
  9. UAW Senat S 87.4.10

Literatur

  • Dehio Wien 2003: Dehio-Handbuch Wien. I. Bezirk - Innere Stadt, S. 602-608.
  • Eisenberg 1893: Ludwig Eisenberg, Das geistige Wien, 1, Wien 1893.
  • Maisel 2007: Thomas Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität, Wien u.a. 2007, S. 105.
  • Meister 1934: Richard Meister, Die Ruhmeshalle der Wiener Universität, Donauwörth/Wien/Basel 1934, S. 111.
  • Reiter 2002: Cornelia Reiter, Der Neobarock in der Bildhauerei. Victor Tilgner, Theodor Friedl und Rudolf Weyr als führende Repräsentanten des Neobarock, in: Gerbert Frodl (Hg.), Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich, 5. 19. Jahrhundert, München u.a. 2002, S. 508-515.
  • Thieme/Becker 1939: Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank Online (2013). Thieme-Becker, 33, 1939, S. 169.

Julia Strobl, 2013SS

Bearbeitung: Michaela Pilat